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Halbe Milliarde für das Kerngeschäft in Österreich reserviert. | Bawag expandiert mit "Easybank" ab 2008 ins Ausland. | Wien. In der Bawag bleibt kein Stein auf dem anderen. Mit Hochdruck arbeitet der neue Haupteigentümer, der US-Fonds Cerberus, daran, die Bank umzukrempeln. In den Umbau des Geschäfts sollen in den nächsten drei Jahren insgesamt 500 Mio. Euro fließen, damit die Bawag nach dem folgenschweren Finanzskandal zur Ertragsperle wird. Eingeläutet wird auch eine weitere Runde im Abverkauf von Familiensilber.
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Bawag-General Ewald Nowotny gab Dienstag Abend überraschend bekannt, die US-Investmentbank Lehman Brothers mit dem Verkauf der Bankentöchter in Tschechien (Bawag Bank CZ) und der Slowakei (Istrobanka) beauftragt zu haben.
Grund für die Weichenstellung: Die beiden Ostbanken sind in ihren Märkten zu klein. Mit mindestens 5 Prozent Marktanteil hätte es Sinn gemacht, sie weiterzuentwickeln, sagte Nowotny vor Journalisten. Doch diese Zielgröße sei bis jetzt nicht erreicht worden. Die Istrobanka - sie hat ein Bilanzvolumen von 1,1 Mrd. Euro, 60 Filialen und 700 Mitarbeiter - kommt gerade einmal auf einen Marktanteil von 2,6 Prozent, die Tschechien-Bank mit ebenfalls 1,1 Mrd. Euro Bilanzsumme, 15 Filialen und 300 Mitarbeitern gar nur auf einen von 1,1 Prozent.
Schwenk in der Strategie
Ursprünglich wollte die Bawag ihr kleines Geschäft im aufstrebenden Osten kräftig ausbauen. Um dort größere Sprünge machen zu können, hat es jedoch vor allem an geeigneten Zukaufsmöglichkeiten und Partnerschaften gefehlt. Nowotny: "Die Märkte Tschechien und Slowakei werden wir nicht aufgeben, in Zukunft aber von Wien aus betreuen." Für die winzige Tochterbank in Slowenien gibt es derzeit keine Verkaufspläne. Bis auf Weiteres soll im Bawag-Portfolio auch der Zehntel-Anteil an der MKB, der drittgrößten ungarischen Bank, verbleiben.
Grundsätzliches Interesse an Istrobanka und Bawag Bank CZ haben Raiffeisen International und der Volksbanken-Konzern bereits am Mittwoch angedeutet. In der Branche wird erwartet, dass vor allem auch deutsche Großinstitute wie etwa BayernLB, Dresdner oder Commerzbank, die sich im Osten breiter aufstellen wollen, in den Ring steigen. Erste Bank und Bank Austria winken hingegen ab - beide sind im tschechischen und slowakischen Markt bereits stark verankert.
Der mögliche Gesamterlös für die beiden Bawag-Banken wird in Finanzkreisen mit 500 bis 700 Mio. Euro angesetzt. Realistisch seien Preise, die dem zwei- bis dreifachen Buchwert der Institute entsprechen, wie es heißt. Den Verkauf selbst - im Doppelpack oder gesondert (je nachdem) - will Nowotny nun rasch, aber ohne Hast durchziehen.
Abverkauf in großem Stil
Bereits verkauft hat die Bawag vor wenigen Monaten eine Mehrheit von 51 Prozent an der Bawag- und der PSK-Versicherung, und zwar an ihren neuen Partner, die Generali (dem Vernehmen nach hat die ehemalige Gewerkschaftsbank dabei um die 100 Mio. Euro kassiert). Noch heuer soll laut Nowotny auch der Verkauf der bankfremden Beteiligungen (Bösendorfer, Lotterien und ATV) und des ersten Immobilien-Pakets (mit der Wiener Bawag-Zentrale) finalisiert werden.
Sobald die Bankentöchter in Osteuropa ebenfalls neue Eigentümer haben, könnte sich der Gesamterlös aus Beteiligungsverkäufen auf bis zu 1,5 Mrd. Euro und mehr summieren. Diese Zahl wird jedenfalls in Wiens Bankenszene kolportiert.
Keine Sonderdividende
Etwa die Hälfte des Bawag-Kaufpreises (3,2 Mrd. Euro) hätte das Cerberus-Konsortium damit schon herinnen. Nowotny betont allerdings: "Jeder Euro, der aus dem Verkauf von Beteiligungen fließt, bleibt in der Bank." Es werde keine Sonderdividende für Cerberus geben.
Einen Teil des frei werdenden Kapitals - rund eine halbe Milliarde - will die Bawag in ihr Kerngeschäft in Österreich und in neue Initiativen investieren. Im Vordergrund stehen dabei nicht nur der Ausbau des Vertriebsnetzes (vor allem über die Post) und des Zahlungsverkehrs, sondern auch weitere Produktinnovationen sowie ein verstärktes Cross Selling (über die Partner Generali und Wüstenrot). Außerdem will die Bawag ab 2008 im Direktbanken-Geschäft mit ihrer "Easybank" ins Ausland expandieren - beginnend mit Deutschland. Mit Spezialfinanzierungen für kleine und mittlere Betriebe will sie im nächsten Jahr auch ein neues Geschäft aufziehen.