Bawag reicht Klage in New York wegen Betrug ein. | Refco und Bennett steckten angeblich unter einer Decke. | Wien. Vor der Krisensitzung des Bawag-Aufsichtsrats zum Refco-Kreditdebakel lässt das Finanzinstitut via Aussendung wissen, wo die eigentlichen Schuldigen sitzen: in den USA.
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Die Bawag P.S.K. hat am Donnerstag bei US-Insolvenzgericht New York Klage gegen Ex-Refco-Chef Phillip Bennett, Refco Inc., Refco Capital Markets, die Refco Group Holding und weitere Unternehmen wegen Betrugs eingebracht.
Bawag will Geld zurück
Die Bank verlangt die 350 Mio. Dollar zurück, die sie am 10. Oktober an das Bennett-Unternehmen Refco Group Holding überwiesen hat. Doch derzeit ist laut Bawag nicht ausfindig zu machen, in welchem Unternehmen die Millionen versteckt wurden. Deshalb muss das Kreditinstitut insgesamt 28 Unternehmen klagen.
Mit diesem Schritt will die Bank die rechtliche Konsequenz aus der Tatsache, dass Bennett und Refco "gemeinsam handelten, um die Bank in unzulässiger und betrügerischer Weise dazu zu bewegen, einen Kredit in Höhe von 350 Mio. Euro direkt auf ein Konto der Refco Capital Markets zu überweisen".
Bleibt alles beim Alten?
Vor der Sitzung kursierten die Gerüchte: Es hieß, dass Bawag-Chef Zwettler und zwei weitere Vorstände ihre Posten abgeben, um einer Amtsenthebung zuvorzukommen. Nach anderen Informationen denkt jedoch im Vorstand niemand daran, sein Amt freiwillig aufzugeben. So berichtet der "Kurier" in seiner Freitag-Ausgabe, dass auch nach dem Krisenaufsichtsrat vorerst alles beim Alten bleibt. Keiner der Vorstände geht.
Dafür würden die Kontrollsysteme der Bank deutlich verschärft. Dies habe die Gewerkschaftsbank in einem ebenfalls am Donnerstag abgefassten Schreiben an die Nationalbank im Detail bekannt gegeben.
So würden die Kreditlimits pro Großkunde, die gemäß der Eigenmittel derzeit 730 Millionen Euro ausmachen, auf 500 Millionen Euro reduziert. Alle offenen Kreditlimits - also bereits genehmigte Kredite, die aber nicht ausgeschöpft sind - würden sistiert und neu geprüft.
Die Bonitätskriterien der Unternehmen würden stärker als bisher dem Aufsichtsrat berichtet, und bis März 2006 soll es eine andere Geschäftsordnung geben. Die Frage ist, ob der Finanzmarktaufsicht (FMA) die Änderungen reichen.
Die Bank wies den jüngsten Artikel von "News" zum Refco-Skandal scharf zurück. "News" versuche den Eindruck zu erwecken, dass es in der BAWAG kein oder ein nur mangelhaftes System der Kreditprüfung gebe. Diese Behauptung von News sei "vollkommen unzutreffend".
Die Gewerkschaftsbank droht "News" mit rechtlichen Schritten.