Fünfer-Vorstand massiv erweitert. | Nur mehr sechs Kapitalvertreter im Aufsichtsrat. | Wien. Mit einer pompösen Pressekonferenz hat die Bawag, Österreichs fünftgrößte Bank, den am Dienstagabend vollzogenen Eigentümerwechsel gefeiert. "Für uns ist das ein historischer Tag", verkündete Bank-General Ewald Nowotny stolz. "Die Bawag steht auf einem sicheren und eigenständigen Fundament."
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Der neue Mehrheitsaktionär, der US-Fonds Cerberus, der in der früheren Gewerkschaftsbank mit 89 Prozent nunmehr die Kontrolle hat, glänzte durch Abwesenheit. Aus dem Kreis der Neo-Eigentümer standen den Medien lediglich Vertreter der österreichischen Konsorten Rede und Antwort. Sie lüfteten am Mittwoch das bisher streng gehütete Geheimnis um die Höhe ihrer Bawag-Beteiligung.
Neben der Post, die mit 5 Prozent der zweitgrößte Aktionär ist, haben sich Generali mit 3 Prozent, der Industrielle Hannes Androsch (mit der Tiroler Managerfamilie Marsoner) mit 2 Prozent und Wüstenrot mit einem Prozent eingekauft.
Insgesamt macht der Anteil der Österreicher 11 Prozent aus. Gemessen an den 3,2 Mrd. Euro, die in Summe für die Bawag-Übernahme geflossen sind, haben sie dafür zusammen rein rechnerisch 352 Mio. Euro berappt. Allerdings haben die Post (als strategischer Partner) und Androsch (wegen seiner Hilfe beim Zustandekommen des Bawag-Deals) von Cerberus einen Rabatt für ihre Pakete erhalten.
Mit dem nun abgeschlossenen Verkauf ist der zuvor notleidende ÖGB seit Dienstag seine Schulden los. Laut ÖGB-Boss Rudolf Hundstorfer war der Bawag-Verkauf "die einzige Möglichkeit, die Bank und auch den ÖGB zu retten". Die bisher 85-jährige gemeinsame Geschichte will Hundstorfer auch künftig fortschreiben. "Die Bawag bleibt die Hausbank des ÖGB. Wir haben dazu einen neuen Kooperationsvertrag fix ausverhandelt."
Größeres Vorstandsteam
Den Bawag-Aufsichtsrat hat Cerberus von bisher 9 auf 6 Kapitalvertreter verkleinert. Das neue Kontrollgremium soll laut Nowotny ein "Arbeitsaufsichtsrat" sein, der öfter als sonst tagen werde. Einziger Vertreter der Österreich-Konsorten ist Post-Vorstand Rudolf Jettmar.
Anders als der Aufsichtsrat wird der bisherige Fünfer-Vorstand um drei Personen erweitert, die Cerberus extra nach Wien entsendet. Nowotny bleibt Generaldirektor - mit einem neuen, weit besser dotierten Vertrag, der fünf Jahre läuft.
Zum größeren Vorstandsteam erklärte er: "Wir haben noch viel zu tun." Unter dem Regime von Cerberus wird gerade der bestehende Business-Plan überarbeitet - und wohl verschärft. Denn Cerberus will nach ein paar Jahren über einen Börsengang wieder aussteigen und dabei groß Kasse machen.
Vorerst jedoch muss die nach dem Karibik- und Refco-Fiasko immer noch ramponierte Bank fit getrimmt werden. Nowotny setzt hier vor allem auf Leasing, eine größere Rolle der Kapitalanlagegesellschaft, auf Immobilien-Finanzierungen, den Ausbau der Osteuropa-Präsenz und Synergien mit der Cerberus-Tochter GM-Bank (Autofinanzierung). Der riesige Vertriebsapparat (über die Post-Filialen) soll bestmöglich genutzt werden.
Ob die Bawag die Ertragsvorgaben von Cerberus ohne Personalabbau erreicht, ist offen. Jobgarantien gibt es keine. Nowotny: "Unser Ehrgeiz ist Aufbau, nicht Abbau." Die Bawag beschäftigt derzeit rund 6200 Mitarbeiter.
Im Übrigen steht gerade eine Namensänderung auf dem Prüfstand. Als BawagPartner hat die Post vorsorglich die Marke "Postsparbank" schützen lassen.