Zum Hauptinhalt springen

Bawag reicht Scheidung von Post ein

Von Karl Leban und Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Am Donnerstag startet die Bawag ihren Börsengang, die Aktionäre Cerberus & Co. wollen 2,1 Milliarden Euro erlösen.


Wien. Jahrelang haben Bawag und Post miteinander kooperiert. Doch nun steht die geschäftliche Zusammenarbeit, die sich ergab, als die Bawag im Jahr 2000 die Postsparkasse übernahm, vor dem Aus. Die Trennung wird von der Bawag betrieben, die heute, Donnerstag, ihren Ende September angekündigten Börsengang (IPO) startet.

Für die Post kam dieser Schritt nicht überraschend. "Es gab schon Anzeichen", sagt Michael Homola, Pressesprecher der teilstaatlichen Post AG, zur "Wiener Zeitung". Um die abtrünnige Bawag kämpfen wird die Post nicht. Um weiter Finanzdienstleistungen anbieten zu können, sieht sie sich nach alternativen Partnern um, und zwar national und international, so Homola. Zeit sei noch genug vorhanden. Wie aus dem Börsenprospekt der Bawag hervorgeht, will diese die Kooperation mit der Post noch vor dem Jahresende kündigen. Wirksam wäre die Trennung dann mit Ende 2020.

Die Zahl der Post/Bawag-Filialen ist seit dem Start der Kooperation im Jahr 2011 stetig gesunken. Waren es einst noch 520 gemeinsame Standorte - der Großteil waren ehemalige Postämter -, so betreiben die beiden Gesellschaften jetzt nur noch 433 Filialen, in denen Bank- und Postdienstleistungen angeboten werden.

Zu ihrem Ausstieg aus der Kooperation erklärt die Bawag, dass die Post nicht willens gewesen sei, für die Zusammenarbeit eine neue Struktur zu schaffen. Künftig will die Bank über ein eigenes Netz mit etwa 100 Filialen verfügen, zu den derzeit 74 eigenen Filialen sollen in der Übergangszeit 25 neue Geschäftsstandorte dazukommen. Offenbar braucht die Bawag - nicht zuletzt vor dem Hintergrund des zunehmenden Online-Bankings - nicht mehr so viele Filialen wie bisher. Auch eigene Berater will das Institut aufnehmen und ausbilden. Derzeit sind noch rund 300 der knapp 1000 Bawag-Berater von der Post angestellt.

Risiko eines Rechtsstreits

Mit dem Übergang seien signifikante Unsicherheiten und Risiken verbunden, heißt es im Börsenprospekt. Insbesondere könnte die Service-Qualität in der Übergangszeit leiden, was zu einem höher als erwarteten Rückgang bei den Kunden und Geschäftsabschlüssen führen könnte. Auch könnten die Einsparungen geringer ausfallen, als im Voraus erwartet. Schließlich gebe es auch noch das Risiko eines Rechtsstreits mit der Post.

Abgesehen davon läuft auch noch ein Schiedsgerichtsverfahren zwischen Bawag und Post über die richtige Honorierung des Abkommens zwischen den beiden Unternehmen. Die Post verlange unter Berufung auf das Postsparkassengesetz pro Jahr um 15 bis 20 Millionen Euro mehr an Vergütung, als im Abkommen vereinbart sei. Allein für die Jahre 2013 bis 2016 fordere sie 56 Millionen Euro nach. Sollte der Vertrag bis inklusive 2020 laufen (also heuer noch gekündigt werden), und sollte die Post vor dem Schiedsgericht vollinhaltlich recht bekommen, dann müsste die Bawag rund 126,5 Millionen Euro zusätzlich zahlen.

Die Provisionen, die die Post für Finanztransaktionen und den Verkauf von Bawag-Bankprodukten lukriert, ist seit Jahren rückläufig. Heuer wird die Post wieder 50 Millionen Euro an Vergütung von der Bawag erhalten. Zu Beginn der Kooperation sollen es noch an die 80 Millionen Euro gewesen sein.

Startschuss für IPO

Für den Bawag-Börsengang ist der Startschuss am Donnerstag gefallen. Der Verkauf von Aktien soll den Alteigentümern der Bank bis zu 2,1 Milliarden Euro in die Kassen spülen. Geplant ist, dass die Bawag-Aktien ab 25. Oktober an der Wiener Börse gehandelt werden.

Das Angebot, das bis 24. Oktober läuft, umfasst inklusive Mehrzuteilungsoption bis zu 40,25 Millionen Stammaktien. Angeboten werden die Anteilsscheine in der Preisspanne von je 47 bis 52 Euro. Rein rechnerisch liegt der Brutto-Erlös, den sich die Altaktionäre von ihrem Verkauf versprechen, bei 1,9 bis 2,1 Milliarden Euro. Der endgültige Ausgabepreis für die Bawag-Aktie soll voraussichtlich noch am 24. Oktober fixiert werden.

Über eine verschachtelte Holding-Konstruktion hält der US-Fonds Cerberus derzeit 54 Prozent der Anteile, das US-Investmenthaus Golden Tree 40 Prozent. Die restlichen Anteile gehören Minderheitsaktionären - etwa der Post oder dem Versicherer Generali. Cerberus und Golden Tree wollen ihre Beteiligung im Zuge des Börsengangs auf 32,1 respektive 23,5 Prozent zurückfahren. Für den IPO hat sich die Bawag zuletzt mit Zukäufen - darunter etwa die Stuttgarter Südwestbank - und einem Gewinnplus im Halbjahr auf 251 Millionen Euro herausgeputzt.