Zum Hauptinhalt springen

Bawag-Swap 4175

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Österreichische Gemeinden oder Gemeindeverbände sind keine professionelle Kunden und daher als Privatkunden einzustufen und zu behandeln." So steht es im Informationsblatt der Wirtschaftskammer Österreich, Fachverband Finanzdienstleister. Besonders offensiv war die Bawag bei ihren Informationen an die Stadt Linz über die drohenden Franken-Verluste nicht, wie das laufende Gerichtsverfahren bisher zeigte. Franz Dobusch kostet das Geschäft trotzdem den Job als Linzer Bürgermeister.

Die Bawag will 417 Millionen Euro plus Zinsen von der Stadt Linz - das Währungsrisiko hat zugeschlagen. Der Betrag ist üppig, um nicht zu sagen unverschämt. Denn die mittlerweile von zwei US-Hedge-Fonds geführte Bank hat die Franken-Geschäfte ihrerseits neu strukturiert und an andere Banken weiterverkauft. Allerdings mit weit geringerem Risiko.

Natürlich ist es fahrlässig von öffentlichen Körperschaften, solche Geschäfte abzuschließen. Man wollte Zinslast UND Risiko reduzieren, sagte Dobusch. Allein der Satz zeigt schon eine haarsträubende Unkenntnis der Finanzmärkte.

In den Jahren bis 2007 glaubte allerdings die gesamte Finanzbranche, das Perpetuum mobile erfunden zu haben. Anything goes, lautete der Wahlspruch. Es ging nicht.

Das sollte auch die Bawag zur Kenntnis nehmen, im Institut stecken 500 Millionen Euro Steuergeld aus dem Bankenrettungspaket. Und es war die Bawag, die nach dem Einstieg des zweiten Hedge Fonds ("Golden Tree") die Mediation mit der Stadt Linz abbrach - und so einen Vergleich vorerst unmöglich machte. Die Republik kann aber kein Interesse am horrenden Prozessrisiko der Bawag haben.

Das Verlust-Potenzial des bis 2017 laufenden Swap-Geschäftes dürfte sich - realistisch betrachtet - bei etwa 200 Millionen Euro bewegen. Die "Zocker" in der Bawag werden vermutlich noch Ideen haben, wie man diesen Verlust in den kommenden Jahren reduzieren könnte.

Die Stadt Linz wird mit etwa 100 Millionen Euro an einem Vergleich zu beteiligen sein - das ist schmerzhaft, aber zu verkraften. Auch die Bundesfinanzierungsagentur hatte sich 2008 "vergeigt", davon spricht heute niemand mehr. Und die Bawag sollte sich auf das konzentrieren, was sie am besten kann: das Geschäft mit Kleinkunden. Es bringt geringe Renditen, die aber sicher und ohne Gerichtsprozesse.