)
Die österreichischen Briefträger werden sich im Laufe des nächsten Jahres ihr Salär mit dem Verkauf einfacher Finanzprodukte aufbessern können. Das ist ein Teil des Vertriebskonzeptes, das die Bank für Arbeit und Wirtschaft (BAWAG), neue Eigentümerin der Österreichischen Postsparkasse (P.S.K.), mit ihrer jüngsten Tochter umsetzen will.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Integration der beiden Banken wird nun voll in Angriff genommen. Im Vertrieb kommt die Kooperation der Österreichischen Post AG mit der bislang staatlichen P.S.K. der BAWAG sehr entgegen. "Die BAWAG-P.S.K.-Gruppe verfügt mit rund 2.500 Outlets über das dichteste Vertriebsnetz in Österreich", sagte BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner gestern, Dienstag, in einer Pressekonferenz.
Ob die Post auch bei der P.S.K. einsteige, sei noch unklar. Es sei jedenfalls ein Anteil von 25% plus 1 Aktie in einer Holding "geparkt", falls sich die Post beteiligen wolle. Unter Druck setzen wolle man die Post nicht.
Was aus der Postversicherung werde, die zu 60% der Post und zu 40% der P.S.K. gehöre, sei noch offen, so Elsner. Kündigungen werde es im Zuge der Integration keine geben, betonte der BAWAG-Chef. Bei 4.700 Mitarbeitern in der Gruppe bezifferte er die natürliche Fluktuation auf jährlich etwa 300 Personen. Von den rund 2.000 Mitarbeitern der P.S.K. sind noch 450 Beamte.
Synergiepotential von 900 Mill. Schilling p. a.
Wie berichtet hat die BAWAG 17,6 Mrd. Schilling für die P.S.K. bezahlt. Das gesamte Synergiepotential beläuft sich laut Elsner auf rund 900 Mill. Schilling pro Jahr und setzt sich aus gleichen Teilen aus Ertrags- und Kostenpotentialen zusammen. Nach Realisierung der Integration stehe dem Kaufpreis ein Ergebnisbeitrag der P.S.K. (EGT) von rund 1,6 Mrd. zuzüglich 900 Mill. Schilling Synergien, also rund 2,5 Mrd. Schilling, gegenüber. "Wir rechnen mit einem Zeitraum von vier bis fünf Jahren bis zur vollen Wirksamkeit", sagte Elsner.
Die drittgrößte österreichische Bankengruppe wird zum Jahresende auf eine konsolidierte Bilanzsumme von rund 650 Mrd. Schilling kommen und etwa 1,1 Millionen Privatkunden gemeinsam betreuen.
Bis März/April 2001 soll das konkrete Integrationskonzept erarbeitet werden, die Umsetzung der wesentlichen Schritte soll im 3. und 4. Quartal 2001 erfolgen. Die Zukunft der Töchter, etwa die Leasing- und Kapitalanlagegesellschaften, sei noch ungeklärt, sagte der künftige P.S.K-Chef Stephan Koren. Die Zwei-Marken-Strategie werde strikt eingehalten.
Die Finanzierung der P.S.K.-Übernahme erfolge zu 30% aus Eigenmitteln, der Rest über den Kapitalmarkt. Eine Kapitalerhöhung sei nicht erforderlich und auch nicht angedacht, sagte Elsner.
Der der neue vierköpfige Vorstand der P.S.K. setzt sich aus Generaldirektor Stephan Koren (43), bisher Direktor mit Generalvollmacht in der BAWAG, seinem Stellvertreter Karl Stoss (44), bereits bisher Vorstand in der P.S.K, sowie BAWAG-Marketing-Chef Herbert Legradi (41) und Jochen Walther Bottermann (57) von der BayernLB zusammen. Der bisherige P.S.K.-Vorstandsvorsitzende Max Kothbauer scheidet aus. Neuer Aufsichtsrats-Chef der P.S.K. wird Elsner.