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Bawag-Versicherer gehen an Generali

Von Karl Leban

Wirtschaft
Die Generali kauft die Bawag-Versicherungstöchter und will sie fusionieren. Foto: Generali

Bawag- und P.S.K.-Versicherung vor dem Verkauf. | Generali will den Bawag-Vertrieb für sich voll ausnutzen. | Wien. In der heimischen Finanzbranche war es bereits seit Wochen ein offenes Geheimnis, nun ist es offiziell: Die beiden Bawag-Versicherungstöchter kommen unter das Dach der Generali.


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Die Generali-Gruppe, Teil des Cerberus-Käuferkonsortiums für die Bawag, übernimmt die Mehrheit an der Bawag- und der P.S.K.-Versicherung (offen ist noch zu welchem Preis). Die Bawag selbst bleibt mit einer Minderheit beteiligt.

Wie Generali und Bawag am Mittwoch mitteilten, soll der Deal nach dem rechtlichen Abschluss der Bawag-Übernahme erfolgen (das Closing wird spätestens für Mai erwartet).

In weiterer Folge ist geplant, die Assekuranzen der fünfgrößten Bank des Landes zu fusionieren. Die beiden Versicherungen - sie verkaufen fast ausschließlich Lebensversicherungen und Vorsorgeprodukte - haben 80 Mitarbeiter, Kündigungen sind laut Generali nicht am Plan.

Bislang hat der Generali ein großer Bankenvertrieb, wie ihn Konkurrenten wie Wiener Städtische oder Uniqa haben, gefehlt. Mit dem Bawag-Einstieg soll sich das ändern. Von dem flächendeckenden Vertriebsnetz der Bank, das neben den 167 Filialen auch die 1334 Geschäftsstellen der Post AG umfasst, verspricht sich die Österreich-Tochter des italienischen Versichererungsriesen denn auch kräftigen Rückenwind für ihr eigenes Geschäft.

Viel bessere Chancen

Wie das Potenzial künftig am besten gehoben werden kann, war in der Generali deshalb schon seit Wochen eifrig sondiert worden. Als heißeste strategische Variante galt hier der nunmehr spruchreif gewordene Kauf der Bawag-Versicherungen. Sind die beiden Assekuranzen unter den Fittichen der Generali, eröffnen sich für die Generali wesentlich bessere Chancen, über die weit reichende Bawag-Verkaufsschiene aus dem Vollen zu schöpfen.

"Ein Herauslösen der Bawag- und der P.S.K.-Versicherung macht viel Sinn", wird auch in Wiener Branchenkreisen bestätigt. "Das Problem des gegenseitigen Kannibalisierens ist damit vom Tisch. Anders würde die Kooperation mit der Bawag wohl kaum funktionieren." Warum? Die Generali will vor allem in der wachstumsträchtigen Lebenssparte über den Vertriebsweg Bawag punkten, zumal heute bereits jede zweite Lebensversicherung über den Bankschalter verkauft wird. Im Haus der Bawag ist das Geschäft mit Personenversicherungen aber eine Domäne ihrer Versicherungstöchter. Ohne beide zu übernehmen, hätte die Generali direkt vor Ort mit zwei Konkurrenten zu tun gehabt.

Gemeinsam kommen die Bawag- und die P.S.K.-Versicherung auf ein Prämienvolumen von rund 200 Mio. Euro, sie halten damit einen Marktanteil von knapp drei Prozent. In ihrem Bestand haben sie zusammen rund 340.000 Polizzen in der Lebens- und Unfallversicherung.

Die Generali-Gruppe hat in Österreich und Osteuropa ein Gesamt-Prämienaufkommen von rund drei Milliarden. Auf die Lebensversicherung im Inland entfallen 820 Mio. Euro (2005), der Marktanteil beträgt etwa neun Prozent. Die aus der Verschmelzung der Bawag-Assekuranzen neu entstehende Versicherungsgesellschaft soll als selbständiges Unternehmen weitergeführt werden.

Nur "totes Geschäft"

Außer der Generali wäre als Käufer für die beiden Bawag-Personenversicherer in der Branche wohl niemand in Frage gekommen. Die Bawag- und die P.S.K.-Versicherung im "Doppel-Pack" oder gesondert an Dritte zu verkaufen, um Platz für die Generali zu schaffen, wäre außerdem de facto unmöglich gewesen. In der Branche heißt es dazu, man hätte "totes Geschäft mit hohem Stornorisiko" übernommen, "weil beide Gesellschaften eng an das Bawag-Vertriebsnetz gebunden sind".