Heuer noch keine überragenden Gewinne möglich. | Spareinlagen nach massiven Abflüssen seit Dezember leicht im Aufwärtstrend. | Am Namen wird nicht gerüttelt. | Wien. Auch heuer wird die Bawag nur bescheidene Gewinne schreiben. "Weil wir Nachwehen aus der Vergangenheit haben", sagt Bankchef Ewald Nowotny zu den Gründen. Das Ziel des Business-Plans, das Institut bis 2011 für einen Gewinn von zumindest 400 Mio. Euro fit zu trimmen, sieht er jedenfalls nicht gefährdet.
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Nach Darstellung Nowotnys läuft das Geschäft der Bawag nach der veritablen Krise im Vorjahr, die durch das Finanzdebakel rund um Karibik und Refco ausgelöst wurde, wieder in normalen Bahnen. Gestern, Mittwoch, sprach Nowotny vor Journalisten von einer "durchaus expansiven Entwicklung".
Und dass die Bank demnächst den amerikanischen Fonds Cerberus als neuen Eigentümer bekommt, habe keinerlei negative Auswirkungen auf das Geschäft, so der Bawag-General.
Seit Dezember geht es bei den Spareinlagen - von denen sind bis Herbst mehrere Milliarden abgeflossen - wieder leicht aufwärts. Nowotny räumt allerdings ein, es sei noch ein langer Weg, "bis wir alles zurückgeholt haben".
Einen Teil der Einlagenverluste konnte die Bawag auch über eine im Jänner ausgebene Wohnbauanleihe wettmachen. Über diese Anleihe habe man in nur wenigen Wochen bereits ein Volumen von rund 200 Mio. Euro platziert. Was die Einlagenabflüsse des Vorjahres ebenfalls relativiert: Etliche Kunden, so Nowotny, hätten Kapital von Sparbüchern in in konkurssichere Wertpapiere umgeschichtet.
Kreditgeschäft bekam keine Schrammen ab
"Überhaupt nicht gelitten hat im Vorjahr das Kreditgeschäft", berichtete der Bawag-Chef im Klub der Wirtschaftspublizisten. Gut sei die Bank auch ins neue Jahr gestartet, bei Privatkrediten habe man im Jänner einen erfreulichen Anstieg von 10 Prozent verbuchen können - Tendenz weiter steigend.
Zum Ergebnis der Bawag-Gruppe im Krisenjahr 2006 sagt Nowotny nur: "Die Zahlen, die wir bisher haben, zeigen, dass wir jedenfalls positiv sind."
Um das Bankhaus weiteren Kunden zu öffnen (derzeit hat die Bawag rund 1,2 Millionen Kunden), will Nowotny unter anderem auch den Wertpapierbereich forcieren - mit Produkten, die auf Sicherheit bedacht sind. Nowotny sieht hier wegen des aktuellen Themas Pensions- und Zukunftsvorsorge viel Potenzial.
Verstärkt zugehen will er auch auf Klein- und Mittelbetriebe (KMU) - nicht nur über die Kreditschiene, sondern vor allem mit speziellen Leasing-Angeboten.
Was das Geschäft ebenfalls weiter ankurbeln soll, sind die traditionellen Betriebsratsaktivitäten der Bawag. Mit gezielten Informationsveranstaltungen in den Bundesländern will Nowotny neue Betriebe gewinnen und in das bisher bewährte System einbinden. Daneben wird die Bawag ihren Aktionsradius auch durch den Einstieg in die Immobilienfinanzierung und -entwicklung verbreitern.
Am Namen "Bawag PSK" soll nicht gerüttelt werden. "Derzeit ist nichts angedacht, daran etwas zu ändern", betont Nowotny. "Wir fahren weiterhin die Strategie der zwei Marken." Seinen Vorstandsvertrag wird Nowotny um fünf Jahre verlängern - genauer gesagt, der alte Vertrag wird diesen Sommer durch den von Cerberus angebotenen Vertrag ersetzt werden. Den rechtlichen Abschluss des Bawag-Verkaufs erwartet Nowotny für Anfang/Mitte Mai. Dann werde auch konkret festgelegt, wie bei den Beteiligungen vorgegangen wird. Für die Lotterien, ATV, Stiefelkönig, Bösendorfer und die MKB-Bank stehen Verkaufspläne im Raum.
Bankchef Nowotny: "Ich bin die neue Bawag"
Gefragt, ob er den früheren Bawag-General Helmut Elsner, der am Mittwoch operiert wurde, im Spital besuchen werde, sagte Nowotny ausweichend: "Elsner ist die alte Bawag, ich bin die neue Bawag." Elsner interessiere ihn nur insofern, als die Bawag finanzielle Ansprüche gestellt habe. Wie berichtet will die Bank sowohl das von der Familie Elsner bewohnte Penthouse am Dach der Wiener Seitzergasse wiederhaben (es wurde eine einstweilige Verfügung ausgesprochen) als auch Schadenersatz durch Bares.