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Bayer: Klagen auf höchstem Niveau

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Hoffen auf Gesetz, das "die Forschung nicht behindert". | L everkusen. Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer fordert mit Nachdruck eine Änderung des deutschen Gentechnik-Gesetzes. "Mit seinen unangemessenen Haftungsregeln behindert das Gesetz einen wichtigen Forschungszweig," klagte Bayer Chef Werner Wenning im Rahmen der Bilanzpräsentation am Montag. Er ist aber zuversichtlich, dass die Regierung bald eine Novelle vorlegen wird. Die Signale von Umweltminister Horst Seehofer deutete Wenning als positives Zeichen für die Gentech-Befürworter. Es müsse möglich sein, dass die Grüne Gentechnik - damit ist der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen gemeint - auch in Deutschland angewandt werden kann.


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Weiters erregen die hohen Kosten für Energie und CO2-Zertifikate den Unmut des Bayer-Chefs. Als Preistreiber ortet er vor allem überzogene Umweltschutzbestimmungen wie das Gesetz für erneuerbare Energie und die Ökosteuer. Die Energiekosten des Konzerns beliefen sich auf 750 Mio. Euro pro Jahr, betonte Wenning, der auch fürchtet, dass Bayer bei der Zuteilung der Emissionszertifikate schlechter als beim ersten Mal aussteigen könnte.

Angesichts der Rekordbilanz kann man jedoch von Klagen auf höchstem Niveau sprechen: So stieg der Umsatz des Leverkusener Konzerns um knapp 18 Prozent auf 27,38 Mrd. Euro, das Nettoergebnis stieg gar um 133 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro.

Den Aktionären wird eine Erhöhung der Dividende um 73 Prozent auf 0,95 Euro versprochen. Doch trotz der positiven Aussichten reagierte der Kapitalmarkt für Bayer enttäuschend - die Aktie sackte gleich zu Beginn des Handels um fünf Prozent ab.

Große Pläne in China

Große Pläne hat der Chemieriese für China. Dort sollen in den nächsten vier Jahren 1,8 Mrd. Euro in die Errichtung von Kunststoff-Anlagen investiert werden. Wenning geht davon aus, dass das Wachstumstempo dort auch in den kommenden Jahren anhält. 2005 stieg der Kunststoff-Umsatz in China um fast 40 Prozent auf 1,25 Mrd. Euro, in den ersten zwei Monaten 2006 lag der Zuwachs bei 25 Prozent. Interessant ist laut dem Bayer-Chef auch der indische Markt. Hier würden Logistikprobleme allerdings noch den Bau eines Werks verhindern.

6000 Lipobay-Klagen

Zu schaffen machen dem Konzern zu erwartende Rechtsverfahren. So sind im Fall Lipobay/Baycol noch 6000 Klagen wegen schwerwiegender Nebenwirkungen zu erwarten. In den USA gab es sogar etwa 100 Todesfälle, die mit Lipobay in Zusammenhang gebracht wurden. Das Medikament wurde bereits vor fünf Jahren vom Markt genommen, die Nebenwirkungen belasten Bayer immer noch. Auch der Kunststoffbereich läuft nicht friktionsfrei. Ende 2005 verhängte die EU-Kommission eine Geldbuße von knapp 60 Mio. Euro wegen Verstößen gegen Wettbewerbsregeln. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Ebenso droht wegen der Ex-Tochter Lanxess Ungemach. Die Kunststoff-Tochter wurde zwar im Vorjahr über die Börse verkauft. Doch im Rahmen von zivilrechtlichen Verfahren musste ein Aufwand von 336 Millionen Euro verbucht werden - und Experten gehen davon aus, dass die Rückstellungen nicht ausreichen.