Münchener für ÖGB Wunschpartner. | Bawag könnte zur Ost-Zentrale werden. | Wien. Im Bieterrennen um die Bawag haben viele heimische Medien die Bayerische Landesbank bisher als krassen Außenseiter gehandelt - im Gegensatz zu den schillernden US-Fonds. Mit der Nominierung für das Finale ist der Blick seit Montag auf die Bayern gerichtet. Sie sind der einzige "Stratege" aus dem Kreis der vier Auserwählten, die sich nun um die angeschlagene Bank des ÖGB matchen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Sollte die BayernLB den Zuschlag bekommen, wäre - anders als bei einem reinen Finanzinvestor - weitgehend sichergestellt, dass die Bawag als Ganzes erhalten bleibt (und damit auch die dortigen Arbeitsplätze). Für den ÖGB dürfte die Variante, die BayernLB in die Endrunde zu nehmen, jedenfalls Charme gehabt haben. Seit dem Startschuss für den Verkauf gilt sie als Wunschkandidat.
Die BayernLB, die jeweils zu 50 Prozent dem Sparkassenverband und dem Freistaat Bayern gehört, bringt bei der Bilanzsumme 350 Mrd. Euro auf die Waage, hat knapp 10.000 Mitarbeiter und zählt zu den zehn größten Banken in Deutschland. Mit der Bawag kooperiert das Münchener Großinstitut seit Jahren - vor allem im Geschäft mit Firmenkunden, die grenzüberschreitend tätig werden. An der Bawag schon einmal beteiligt (mit rund 46 Prozent) war die BayernLB von 1996 bis Mitte 2004. Weil sie mit dem Vorhaben, eine mehrheitliche Kontrolle zu übernehmen, beim ÖGB auf taube Ohren stieß, verkaufte sie dem Gewerkschaftsbund ihre Anteile auf Kredit.
Ganz besondere Reize
Für die BayernLB hat die einstige "Arbeiterbank" besondere Reize. Begehrlichkeiten wecken nicht nur die gut eingeführte Marke Bawag, sondern vor allem das dicht gesponnene Filialnetz und das kleine, aber feine Osteuropa-Geschäft. Derzeit bauen die Bayern ihr Retail-Geschäft aus. In ihrem Heimatmarkt ist das wegen der Sparkassen kaum möglich, aber im Ausland. Die Bawag würde "gut in dieses strategische Bild passen", betont man in der BayernLB. Außerdem wären die Ostbanken der Bawag eine gute strategische Ergänzung für die eigene Osteuropa-Strategie. Ihre ungarische Tochterbank MKB, an der die Bawag mit rund 10 Prozent beteiligt ist, nutzt die BayernLB als Drehscheibe für die Expansion nach Rumänien und Bulgarien. Künftig könnten BayernLB und Bawag gemeinsam das Ost-Geschäft forcieren, die Bawag könnte zur Osteuropa-Zentrale aufgewertet werden.
Bis vor wenigen Jahren haben die Bayern ihre Auslandsaktivitäten auf Grund eines Konzernumbaus stark zurückgefahren. Ende 2001 stießen sie in Österreich ihre Beteiligung an der Tiroler Sparkasse ab, in Kroatien zogen sich die Münchener 2002 nach einer Devisenhandelsaffäre aus der - heute zur Erste Bank gehörenden - Rijecka Banka zurück, und 2003 ließen sie sich aus der tschechischen Interbanka auskaufen (von der Bawag). Zuletzt jedoch hat die BayernLB wieder in stärkerem Ausmaß Bande ins Ausland geknüpft - in erster Linie durch mehrere Partnerschaften.
Wer ist der vierte Bieter?
Das Geheimnis um den unbekannten vierten Bawag-Finalisten bleibt vorerst ungelüftet. Nicht mehr dabei ist die deutsche Allianz-Versicherung: "Nach unserem Verständnis sind wir draußen." Neben der BayernLB sind wie berichtet die beiden US-Fonds Lone Star und Cerberus in der Finalrunde fix vertreten.
Die Erwartungen der amtierenden Aufsichtsräte an den künftigen Bawag-Eigentümer sind jedenfalls unmissverständlich. "Ich erwarte, dass wir einen Käufer finden, der in der Lage ist, die Bank in etwa so weiter zu führen wie sie jetzt ist - und mit einem österreichischen Akzent", zitiert die APA Bawag-Aufsichtsrat Albert Hochleitner.