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Dass die Hauptstadt des deutschen Krimis München heißt, weiß man schon, seit der legendäre Fernsehkommissar Keller in den sechziger und frühen siebziger Jahren durch Bayerns Hauptstadt patrouillierte. Doch waren die Verbrechen, die er aufklärte, vergleichsweise harmlos. In dem Film "Unter Verdacht - Eine Landpartie" aus dem Jahr 2002, der am Wochenende im ORF, am Montag in 3sat zu sehen war, erscheint Bayern hingegen als wahrer Schurkenstaat: Ein Staatsanwalt, der einem dubiosen Geschäftsmann auf die Schliche kommt, verliert bei einem mysteriösen Autounfall das Leben, sein Freund und Kollege fühlt sich ebenfalls bedroht. Tatsächlich wird seine Frau überfahren - just an dem Tag, an dem der Staatsanwalt vor Gericht gegen seine Feinde aussagen will. Ob dies wirklich ein Mord war, lässt der Film leider offen.
Deutlicher wird der sehr spannende Krimi bei einem anderen Strang der Handlung: Als Zentrum aller Machenschaften stellt sich eine "Feinbaum-Stiftung" heraus. Sie verwaltet angeblich jüdische Vermögen, welche von den Nationalsozialisten beschlagnahmt worden sind. Natürlich spekuliert die Firma auf den moralischen Bonus des jüdischen Namens. Aber die mutige Kriminalrätin Dr. Prohacek (sympathisch verkörpert von Senta Berger) entlarvt die Stiftung als Geldwaschanlage, die übrigens nicht von Juden betrieben wird, sondern vom Sohn eines früheren bayrischen Ministerpräsidenten. Ein solch frivoles Spiel mit jüdischen Namen und Einrichtungen wäre zu Zeiten des Kommissars Keller im deutschen FernsehKrimi undenkbar gewesen. Heute ist es möglich - was auch immer dieser Wandel zu bedeuten hat.