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Bayrou lässt Royal abblitzen

Von Alexander U. Mathé

Europaarchiv

"Ich weiß, wen ich nicht wählen werde." | Zeitung: Tiefer Graben zu Sarkozy. | Paris/Wien. Der Liberale lässt seinen Anhängern die freie Wahl. "Ich werde keine Wahlempfehlung abgeben", sagte der Chef der französischen Zentrumspartei UDF, François Bayrou, am Mittwoch in Paris. Damit enttäuschte er die Hoffnungen der beiden verbliebenen Präsidentschaftskandidaten, dem konservativen Nicolas Sarkozy und der Sozialistin Ségolène Royal. Beide zählen derzeit auf die Stimmen des 56-Jährigen, um die Wahl am 6. Mai für sich zu entscheiden.


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Keiner der Kandidaten sei geeignet, die drei zentralen Probleme Frankreichs zu lösen: die kranke Demokratie, die soziale Zerrissenheit des Landes und das mangelnde Wirtschaftswachstum. Besonders hart traf die Ankündigung Royal, die Bayrou sogar angeboten hatte, ihr Wahlprogramm an dessen Vorstellungen anzupassen. "Ich weiß zwar selber noch nicht, wen ich wählen werde, ich weiß aber genau, wen ich nicht wählen werde", erklärte Bayrou.

Während er Royal vorwarf mit ihrem Staatsinterventionismus genau den entgegengesetzten Weg einzuschlagen, den Frankreich gehen sollte, hatte er für Sarkozy härtere Worte übrig. Dieser betreibe eine Politik der Angst und der Einschüchterung, sei machtversessen und verschlimmere die soziale Kluft des Landes mit seinem Temperament.

Ein Bericht, der ein vertrauliches Gespräch mit Bayrou preisgab, zeichnet ebenfalls einen Graben zwischen Sarkozy und Bayrou. "Man kann schwerlich zwei unterschiedlichere (Männer) finden als Nicolas Sarkozy und mich", sagte Bayrou gegenüber der Zeitung "Sud-Ouest" am 16. März. Bayrou habe zudem erklärt seit drei Jahren nicht mehr mit Sarkozy gesprochen zu haben, nachdem ihm dieser eine Allianz zu einer Palastrevolution gegen Präsident Jacques Chirac vorgeschlagen habe.

Das Rennen um eine Wahlempfehlung ist aber noch nicht beendet. Bayrou ließ sich nämlich die Option offen, zu einem späteren Zeitpunkt eine Empfehlung abzugeben. "Frau Royal hat mir eine öffentliche Diskussion angeboten. Die werde ich annehmen. Und sollte Sarkozy auch noch eine solche anbieten, werde ich sie ebenfalls akzeptieren."

Bayrou sieht sich künftig in der Rolle einer starken Opposition. Zu diesem Zweck will er die "Demokratische Partei" gründen, deren Ziel es unter anderem ist, die Gewaltenteilung in Frankreich zu verbessern und das Kastendenken abzuschaffen.