Fed bleibt bei Nullzinspolitik. | Schweizer Aktion gegen starken Franken verpufft.
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Washington. Die US-Notenbank bleibt angesichts der aktuellen Rezessionsgefahr und der Turbulenzen an den Börsen bei ihrer Niedrigzinspolitik. Der Chef der Federal Reserve, Ben Bernanke, erklärte am Dienstagabend in Washington, aufgrund der schlechten Konjunktur und Arbeitsmarktsituation in den USA werde der Leitzins bis „mindestens Mitte 2013 extrem niedrig bleiben”. Seit Dezember 2008 liegt er zwischen 0 und 0,25 Prozent.
Die Börse in New York reagierte erfreut über die Zinsentscheidung. Der Dow Jones stieg nach einem kurzen Einbruch um 3,9 Prozent auf 11.231 Punkte. Auch die US-Staatsanleihen legten nach der Fed-Zinsentscheidung deutlich zu.
Zuvor hatten die Marktteilnehmer darüber spekuliert, ob Bernanke eine dritte Runde von Anleihenkäufen plant, was er am Dienstag aber noch offen ließ. In der Vergangenheit hatte der Fed-Chef selten gezaudert, die Geldmenge zu erhöhen, wenn wie derzeit ein Absturz der US-Konjunktur drohte. Das brachte Bernanke gar den Spitznamen „Helikopter-Ben” ein, weil er einmal vorschlug, notfalls Geldscheine aus der Luft abzuwerfen.
Zwar legen die Unternehmen fast durch die Bank gute Bilanzen vor. Die lähmende Debatte über die höhere staatliche Schuldengrenze und der Verlust des Triple-A-Ratings haben sich aber in den Köpfen festgesetzt. Aus Unsicherheit über die künftige Politik legen die Unternehmen Geldpolster an, halten sich mit Investitionen zurück und schaffen kaum neue Jobs. So bleibt die Arbeitslosigkeit drückend hoch - und die Verbraucher steigen auf die Ausgabenbremse.
Der Konsum kann somit die US-Wirtschaft nicht mehr wie früher ankurbeln, zumal viele private Haushalte mit ihren Immobilienkrediten heillos überschuldet sind. Unternehmen horten Cash, Private stehen auf der Bremse, der Staat spart: So etwas führt geradewegs in die nächste Rezession.
Somit steigt der Druck auf Bernanke, die nächste Runde geldpolitischer Lockerung („Quantitative Easing” oder QEIII) auszurufen. Dagegen regt sich aber Widerstand, sowohl vonseiten der Politik als auch innerhalb der Fed selbst. Denn erst Ende Juni ist die zweite Runde der Ankäufe von US-Staatsanleihen ausgelaufen. Die Fed hatte dabei längerfristige US-Schuldpapiere im Wert von 600 Milliarden Dollar gekauft - mit wenig Erfolg. Dem Wachstum hat die Aktion nicht auf die Sprünge geholfen, weil das Geld in der Realwirtschaft kaum angekommen ist. So gewaltig die Summe klingt: Sie ist eher klein gemessen am gesamten US-Anleihenmarkt. Dieser beläuft sich inklusive staatlicher, kommunaler und Unternehmensanleihen auf fast 36.000 Milliarden Dollar.
Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, bestätigte unterdessen dem Radiosender „Europe 1”, dass die EZB Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt kauft. Er sagte aber nicht, ob und wie viele spanische und italienische Anleihen gekauft werden.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) steht unterdessen mit ihrem Kampf gegen die Aufwertung des Franken auf verlorenem Posten: Weil Euro und Dollar Hand in Hand auf Talfahrt sind, kletterte die Schweizer Währung am Dienstag erneut auf ein Rekordhoch. Und das, obwohl die SNB in der Vorwoche überraschend den Leitzins gesenkt hatte. In der Regel schwächen niedrige Zinsen eine Währung, machen aber Kredite billiger und helfen der Wirtschaft auf die Sprünge. Der Franken wird jedoch von Anlegern überrannt, die eine sichere Währung suchen.