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„Städtische” spitzt auf polnische Warta

Von Karl Leban

Wirtschaft

Halbjahresgewinn um ein Zehntel höher.


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Wien. Bei der Vienna Insurance Group (VIG) regt sich Appetit auf größere Akquisitionen. In Polen will der belgische Finanzriese KBC seine Versicherungstochter Warta verkaufen. „Warta ist sicher eine Gesellschaft, die wir uns anschauen werden”, sagt Günter Geyer, Chef der VIG („Wiener Städtische”). Der Startschuss für den Verkauf soll im September oder Oktober fallen.

Mit einem Prämienvolumen von umgerechnet 600 bis 700 Millionen Euro gilt Warta als zweitgrößter Versicherer in Polen. Auch die VIG ist dort - so wie in etlichen anderen Ländern Osteuropas - prominent vertreten: Mit rund neun Prozent Marktanteil ist sie im Moment die Nummer drei.

Im Fall eines Kaufs der Warta, der laut Geyer keine kartellrechtlichen Probleme brächte, würde sie ihre Prämien in Polen verdoppeln - auf weit mehr als eine Milliarde Euro - und so dem Branchen-Primus, der teilstaatlichen PZU, näher rücken. Deshalb auch das nun bekundete Interesse.

Für den Bieterprozess ist jedoch mit mächtigen Konkurrenten zu rechnen. Neben der VIG mischen am polnischen Markt große, international tätige Versicherungskonzerne wie Allianz, Generali und Ergo mit. Wie aus Finanzkreisen zu hören ist, könnten auch sie an der Warta interessiert sein.

Warum die KBC ihr Versicherungsgeschäft in Polen überhaupt verkauft? Der belgische Konzern hat während der Finanzkrise eine Milliarden-Hilfe vom Staat erhalten und muss sich im Gegenzug aufgrund von Auflagen der EU-Wettbewerbshüter von Assets trennen. Wie die Belgier nun entschieden haben, sollen Tochterfirmen in Polen veräußert werden. Neben der Warta ist davon auch die Kredyt Bank betroffen. Vom getrennten Verkauf der Versicherungs- und der Bankensparte soll sich die KBC einen Gesamterlös von etwa 2,5 Milliarden Euro erhoffen.

Osten pusht Wachstum

Für die VIG ist Osteuropa, wo nach wie vor Aufholbedarf gegenüber dem Westen besteht, jedenfalls ein wichtiger Wachstumstreiber. Im ersten Halbjahr hätten die dortigen Töchter - erstmals in der Konzerngeschichte - sowohl bei den Prämien als auch beim Ergebnis einen Anteil von mehr als 50 Prozent gehabt, sagte Konzernchef Geyer am Donnerstag vor der Presse. Der weitgehend gesättigte Markt Österreich gerät damit immer mehr ins Hintertreffen.

In den ersten sechs Monaten verdiente die VIG vor Steuern gut 282 Millionen Euro, ein Anstieg um 10,4 Prozent im Jahresvergleich. Auch im Gesamtjahr strebt Geyer ein Gewinnplus von rund zehn Prozent an. Ihre Prämieneinnahmen konnte die VIG bis Ende Juni um 3,1 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro steigern.