"Elektronische Abwehr" warnt vor IKT-Gefahren. | Bundesheer fürchtet Spam der Terroristen. | Wien. "Spionage, Sabotage und Subversionen" müssen in der Bundesheereigenen Diktion abgewehrt werden - zeitgleich muss die "Gegenspionage" durchgeführt werden. Und da im begonnenen Jahrtausend all diese Dinge vor allem über die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) funktionieren, rüstet sich das heimische Bundesheer momentan verstärkt gegen all jene Bedrohungen, die über Glasfasern und ähnliches hereinbrechen können.
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"Wir sind vom IKT extrem abhängig geworden", dozierte dementsprechend Oberst Walter Unger, Leiter der Abteilung "Elektronische Abwehr" im Verteidigungsministerium bei einem Vortrag im Rahmen des Führungsforums Innovative Verwaltung.
Der Oberst setzt sich derzeit besonders mit dem Thema auseinander: Er orchestriert auch eine "informelle" Arbeitsgruppe, die sich mit der Ausnutzung des Internets für terroristische Zwecke beschäftigt. Denn nicht nur Computerfreaks, sondern auch fremde Staaten oder Terroristen setzen Viren, Würmer und Spam-Mails ein. "Das sind alles Methoden zur Störung oder Unterbrechung des jeweiligen Systems. Sie richten sich nicht gegen die Technologie generell, sondern gegen die Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität von Informationen." Und dazu gehörten auch Waffensysteme und Führungsinformationssysteme. Und so beschäftigt sich die elektronische Abwehr nicht nur mit der "Bereitstellung der neuesten Wanzen", sondern man habe auch sehr viel zu tun mit der "Aufklärung von Sicherheitsverletzungen".
Ein prominentes Beispiel dafür, was alles schief gehen kann, sei der große Stromausfall in Nordamerika im August 2003.
Damals ging nach einem Blitzschlag ein Kraftwerk vom Netz - und zwanzig andere folgten, da die Computer-gesteuerte Entkoppelung versagte. Danach brach der öffentliche Verkehr genauso zusammen wie die Wasserversorgung und die Telefonverbindungen.
Auch wenn der Verdacht "bis dato nicht erhärtet" werden konnte, glaubt Unger daran, dass es zwischen dem Totalausfall und einem Computerwurm vom Typ "Blaster" einen Zusammenhang gegeben hat. Dieser war kurze Zeit vor dem Zusammenbruch in Umlauf gebracht worden: "Der Wurm hantelte sich über dieselben Schwachstellen im Computer weiter, die bei dem Stromausfall schlagend wurden."
18 Monate Vorbereitung, um Österreich lahm zu legen
Das Verteidigungsministerium hat das zum Anlass genommen, selbst eine ähnliche Situation für die österreichische Republik zu entwerfen: 18 bis 24 Monate würden Angreifer brauchen, um das Stromnetz außer Kraft zu setzen. "Und man braucht nur ein paar Programmierer dazu."
Der Staat sei gefordert, ständig solche Gefahren-Analysen zu machen. "Es sind noch keine Entscheidungen zur strategischen Abwehr getroffen", diagnostiziert der Oberst: "Es ist allen klar, dass wir nicht nur weiter an der Spitzenposition des E-Governments arbeiten müssen, sondern es auch sicher gestalten."
Vor allem das Bundesrechenzentrum (BRZ) ist für etwaige Störer von besonderem Interesse - immerhin ist es der Monopolist unter den IT-Dienstleistern für die Verwaltung. Laut Johannes Mariel, Leiter der BRZ-Sicherheitsabteilung ist man bereits wachsam. Immerhin werden dort insgesamt 95 Prozent aller Mails im Vorhinein ausgefiltert - weil sie wahrscheinlich Viren enthalten.