Kultur kommt von "colere", also "pflegen", sagt der Lateiner. Und weil man nun einmal so zirka alles pflegen kann - sagen die Anti-Elitären -, sei eigentlich auch alles Kultur.
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Eh. Insofern hat sich hier auch einmal ein Pipifax-Phänomenchen seinen Platz verdient. Wobei: Gar so pipifaxig ist es gar nicht. Eher schon so präsent, dass man es mit dem subjektiven Bedrohungsgefühl kriegt. Ob auf T-Shirt, Tasche, Luftballon, Speiseeis: Scheinbar kein Konsum-Tempel, in dem nicht irgendwo das picksüße Grinsen strahlen täte von - Hello Kitty.
Nun mag man das Figürchen (für Unkundige: ein Katzen-Comic-Gesicht aus Japan, Copyright-Jahrgang 1976) einfach zur Kenntnis nehmen. Man mag aber auch staunen. Wie kann eine Figur auf Tausenden (!) Produkten prangen, ohne dass sie einen handfesten Charakter wie Donald Duck hätte? Comics mit Hello Kitty (man grüße also mit: "Hello, Hello Kitty!") kennt man nicht. Und auch die Homepage von Erfinder Sanrio ist wenig instruktiv. Hello Kitty, lehrt sie, ist putzig und isst Kuchen. Und: Sie hat Freunde, die Kuchen backen und auch flauschige, rüschige und glitzrige Sachen mögen. Darunter ein Kätzchen. Das wird vom Kätzchen Hello Kitty an einem Halsband geführt. Psychedelic-Rock für Babys? Irgendwie.
Und nicht nur für die. Weil nach diesem Puderzucker-Nonsens offenbar auch Erwachsene lechzen. Was ist nur aus dem guten, alten Krachbumm-Comic geworden?