Der israelische Präsident Moshe Katzav zog gestern vor Journalisten in Wien eine überaus positive Bilanz seines Staatsbesuchs, des ersten eines israelischen Staatsoberhauptes in Österreich seit der Gründung des jüdischen Staates vor 56 Jahren. Dass sein Amtskollege Heinz Fischer Österreichs teilweise divergierende Standpunkte hinsichtlich des Nahost-Konflikts durchaus offen ansprach, tat der bilateralen Annäherung keinen Abbruch. Selbstkritische Betrachtungen der Palästinenserproblematik waren von Katzav in Wien freilich nicht zu hören.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Katzav schwärmte geradezu von dem "warmherzigen und freundschaftlichen Empfang", der ihm von den führenden Politikern dieses Landes (darunter Kanzler Schüssel, Außenminsterin Plassnik, EU-Kommisarin in spe Benita Ferrero-Waldner, NR-Präsident Anreas Khol, Grünen-Chef Van der Bellen und Wiens Bürgermeister Häupl) bereitet wurde.
Die Frage, ob die (inzwischen rückgängig gemachte) Abberufung des israelischen Botschafters ein Fehler gewesen sei, verneinte er. Seit der Bildung der ersten ÖVP-FPÖ-Regierung vor vier Jahren habe es jedoch viele "positive Veränderungen" gegeben, bescheinigte Katzav, der damit einen endgültigen Schlussstrich unter die diplomatischen Verstimmungen zog. Wohl aber vermied er bei seinem viertägigen Aufenthalt eine direkte Begegnung mit FPÖ-Politikern; Israel werde, was Antisemitismus betrifft, weiterhin wachsam bleiben - ebenso wie im übrigen Europa. Noch tue der Kontinent zu wenig gegen Judenhass.
Von Europa erwartet sich der Likud-Politker auch mehr Druck auf die Palästinenser. Seine Forderung: Die EU solle ihre Beziehungen bis zu deren Abkehr vom Terror abbrechen. Die Schuld an der herrschenden Pattsituation im Nahost-Konflikt schob er ausschließlich den Palästinensern zu. Die "destruktiven Elemente", deren Einfluss ständig wachse, strebten keinen Frieden, sondern die Zerstörung Israels an. Hinter ihnen stünde meist der Iran: 60-70 Prozent der Anschläge in den besetzten Gebieten würden von Teheran finanziert.