Zum Hauptinhalt springen

Befreiung vom Anfallsleiden

Von Rosemarie Kappler

Wissen

Epileptiker können von Neurochirurgie profitieren. | Aufwändige Dia-gnostik im Vorfeld. | Freiburg. Immer mehr Epileptiker profitieren von der Neurochirurgie. Studien zeigen, dass Operationen oft besser sind als eine dauerhafte Medikamententherapie mit sogenannten Antiepileptika. Von diesen profitiert ohnehin nicht jeder Betroffene. In Österreich leiden rund 65.000 Menschen unter der Anfallskrankheit.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Der Düsseldorfer Neurologe Andreas Hufnagel schätzt, dass 20 bis 30 Prozent der Patienten medikamentös nicht ausreichend behandelbar seien, und hält ein Viertel der Betroffenen als für einen epilepsiechirurgischen Eingriff geeignet. "Die chirurgische Epilepsietherapie zeigt gute bis sehr gute Ergebnisse bezüglich ihres primären Ziels - der Anfallsfreiheit. Sie ist keine Ultima Ratio und sollte bei geeigneten Patienten möglichst frühzeitig durchgeführt werden. Dies gilt insbesondere für das Kindesalter", so Hufnagel.

"Je früher ein Patient einer Operation zugeführt wird, desto besser ist die Chance auf Anfallsfreiheit", bestätigt auch der Leiter des Epilepsiezentrums am Neurozentrum der Uniklinik Freiburg, Andreas Schulze-Bonhage. Mindestens 60 Prozent der Patienten, die operiert wurden, erleiden anschließend keine Anfälle mehr.

Hirnzellen geraten aus dem Gleichgewicht

Bei Epilepsie-Kranken gerät die fein aufeinander abgestimmte Tätigkeit der Milliarden von Hirnzellen aus dem Gleichgewicht. Es kommt zu plötzlichen und gleichzeitigen Entladungen vieler Nervenzellen. Dabei werden bestimmte Gehirnareale oder das komplette Gehirn unnatürlich gereizt und es kommt zu einem Anfall. Operationen haben das Ziel, das den Anfall auslösende Hirngewebe zu entfernen. Nicht immer gelingt das vollständig, nämlich dann, wenn wichtige Zentren, wie etwa die für Bewegung und Sprache, zu dicht am Krankheitsherd liegen.

Voraussetzung für einen Eingriff ist eine aufwändige Diagnostik. Dabei geht es darum, den Ursprung des Anfalls exakt zu lokalisieren. Dank einer erheblich verbesserten bildgebenden Diagnostik ist es heute möglich, die verursachenden Areale räumlich genau zu bestimmen und auch unscheinbare Störungen zu erkennen.

Insgesamt scheint sich ein Wandel in der chirurgischen Epilepsietherapie anzubahnen. Zukünftig könnten anfallshemmende Substanzen direkt am Ort der Anfallsentstehung eingesetzt werden. Es wäre sogar denkbar, Mikroimplantate im Gehirn einzupflanzen, die durch örtliche Abgabe hemmender Substanzen die Entstehung eines Anfalls verhindern.