)
Er befürchte, daß durch die Historikerkommission, die Donnerstag zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammengetreten ist, wieder alles in die Länge gezogen wird, meinte Albert Sternfeld, der mit | seinen Vorschlägen den Nationalfonds für die NS-Opfer initiiert hat, im Gespräch mit der Wiener Zeitung". Jetzt sei die Zeit für Handlungen und nicht für neue Kommissionen gekommen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 26 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Leider sei der dritte Punkt seiner Vorschläge für den Nationalfonds auf dem Weg vom Ballhausplatz ins Parlament verlorengegangen. Sternfeld hatte neben der Pauschalzahlung für alle
zwischen 1938 und 1945 Vertriebenen und der Wiederherstellung der Staatsbürgerschaften nämlich auch angeregt, die Fristen für jene Fälle, wo wegen Fristversäumnissen materielle
Rückstellungsforderungen nicht erfüllt wurden aufzuheben. "Hätte man das getan, müßte sich heute keine Historikerkommission mit diesen Fragen beschäftigen", meint Sternfeld. Der im Wiener Zeitung"
-Interview vom israelischen Historiker Avraham Barkai geäußerten Bemerkung, daß die Restitutionen nicht von der Dauer der Arbeit der Historikerkommission abhängig gemacht werden dürfe,
stimme er voll zu.
Daß die Probleme der nach dem Anschluß Vertriebenen noch immer ungelöst sind, sieht Sternfeld darin, daß die Ex-38er, wie er sie nennt, eine Quantite negligable seien, daß selbst in der Wiener
Kultusgemeinde andere Probleme im Mittelpunkt stehen, weil die dort Agierenden größtenteils erst nach 1945 nach Wien gekommen sind. "Da hat der Bürgermeister Zilk dem einen sein Denkmal gebaut und
der Bürgermeister Häupl werde dem anderen sein Denkmal bauen und über der sicher wichtigen Aufklärung über Auschwitz komme die Aufklärung über das, was man Juden in Österreich angetan habe,
zu kurz."
Sternfeld, der selbst als 13-Jähriger mit einem Kindertransport nach England flüchtete, mit 17 in einem Leserbrief Churchill rügte, weil der die Befreiung Österreichs nicht in die Liste seiner
Kriegsziele aufgenommen hatte und der sich dann später als Palästinensischer Soldat in Kairo der Bewegung Freies Österreich angeschlossen hat, kam 1966 nach Österreich zurück und mußte zwei Jahre
lang auf seine Wiedereinbürgerung warten. "Die Rückkehr der Vertriebenen hat niemand gewünscht. Die, die es draußen zu etwas gebracht haben, lädt man gerne ein, überreicht ihnen Orden, Hauptsache
ist, sie fahren nach ein paar Tagen wieder weg", meint Sternfeld ein bißchen ironisch. "Ich warte seit über einem Jahr auf eine Geste des Herrn Bürgermeisters, die Vorgänge um meine
Wiedereinbürgerung betreffend und es geht mir dabei sicher nicht um Finanzielles."