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Begehrlichkeiten

Von Christa Karas

Wissen

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Am 17. März dieses Jahres hielt die Industriellenvereinigung (IV) eine Pressekonferenz zur Forschungsentwicklung in Österreich ab. IV-Generalsekretär Lorenz Fritz und IV-Bereichsleiter für Bildung, Forschung und Innovation Gerhard Riemer nahmen dabei vor allem zu Finanzierungsfragen Stellung. Letztgenanntem ging es offensichtlich aber um etwas anderes, als er das "Ausscheren" der Wissenschaft aus dem von der Wirtschaft ausgerufenen "Bündnis für Innovation" kritisierte. Nämlich um den Mediziner und Alternsforscher Univ.-Prof. Dr. Georg Wick, der vor etwas über einem Jahr Präsident des FWF wurde.

Kurz zuvor hatte Wick das getan, was seine Aufgabe ist, also die erschreckend geschrumpften Budgets beklagt und die für dessen Ansehen unumgängliche Autonomie des heuer seit 37 Jahren bestehenden Fonds betont. Sein Fehler: Er hatte dies viel zu spät getan, im Vertrauen darauf, dass das Thema FWF infolge Überzeugungsarbeit bei den zuständigen Politikern schon längst vom Tisch sei.

Von Riemer muss er sich dafür sagen lassen: "Der Spielraum für Egoisten bei knappen Ressourcen ist klein." Und dass diese Ressourcen dort eingesetzt werden sollen, "wo sie nachhaltig wirken", bringe doch der Einsatz eines Euro in der angewandten Forschung einen Effekt von zwei bis drei, in der Grundlagenforschung dagegen nur von einem Euro. So rechnen Milchmädchen und New Economy, aber man weiß nun, woher der Wind weht. Weg mit allem, was ad hoc an Forschung nach dem Dafürhalten des IV-Bereichsleiters nix bringt, FWF also an die ganz kurze Leine.

"Im Bereich der Wissenschaft sind die Begehrlichkeiten zu groß", sagte Riemer. Er bezog dies auf den FWF und die Unis. Aber erst umgekehrt wird ein Schuh draus.