Im heurigen Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderung ist häufig von "Integration" die Rede. Arbeitsassistenten und Jobcoacher helfen, den landläufig als Schlagwort verwendeten Terminus Realität werden zu lassen: Sie begleiten psychisch und körperlich Beeinträchtigte in die Arbeitswelt und helfen ihnen, dort Fuß zu fassen.
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Die einen bereiten vor, die anderen begleiten und intervenieren im Bedarfsfall: Arbeitsassistenten vermitteln zwischen Unternehmen und Sonder- und Integrationsschulabgängern bzw. Menschen mit körperlicher, intellektueller, geistiger oder Mehrfachbehinderung. Möchte ein Jugendlicher beispielsweise Tischler werden, kann er sich an einen Arbeitsassistenten wenden.
Dieser geht mit ihm auf die Suche nach einer Lehrstelle, unterstützt beim Verfassen von Bewerbungsschreiben, hilft bei Vorstellungsgesprächen und bereitet ihn unter Umständen auf die ersten Handgriffe vor. Auf der anderen Seite ist der Arbeitsassistent auch für den zukünftigen Arbeitgeber da, etwa indem er Aufklärungsarbeit leistet. Sind beide Teile "versorgt", sprich: hat sich ein Arbeitsverhältnis ergeben, blendet sich der Arbeitsassistent aus. Bei Bedarf tritt nun der Jobcoach - Teil des Überbegriffs "Arbeitsassistenz" - in Erscheinung. Dieser ist in der Anfangsphase des Berufslebens seiner Klienten aktiv - und manchmal darüber hinaus: Ist der Arbeitnehmer mit seiner Tätigkeit oder seinem Umfeld unzufrieden oder möchte den Arbeitsplatz wechseln bzw. ist ein Arbeitsplatzverlust zu befürchten, kann der Jobcoach auch zum "Krisen-Instrumentarium" werden: Er versucht gemeinsam mit Arbeitnehmer und Dienstgeber eine für beide akzeptable Lösung zu finden.
Das Angebot der Arbeitsassistenz ist unentgeltlich und für Menschen mit Behinderung allgemein zugänglich.
"Wunderwuzzi" und "G'spür"
Ein konkretes Jobprofil für "Arbeitsassistenten" oder "Jobcoaches" gibt es laut Arbeitsmarktservice (AMS) nicht. Beim Bundessozialamt (BSA) liegt jedoch ein umfangreiches Anforderungsprofil vor: Konflikt- und Krisenmanagement, Kommunikation und Beratung, Marketing, Betriebswirtschaft, Wissen zu Körper-, Sinnes-, Lern- und geistiger Behinderung, Zukunftsplanung sind nur einige der erwünschten Module. Andrea Schmon von der Arbeitsassistenz des BSA meint dazu: "Die Grundqualifikationen sollen aus dem sozialen oder wirtschaftlichen Bereich stammen, der jeweilige andere Teil muss dazugelernt werden." Als Idealkombination gilt entweder eine längere Tätigkeit in einem Wirtschaftsbetrieb gepaart mit der Absolvierung der Sozialakademie oder ein Studium mit pädagogischer Ausrichtung und ebenfalls Arbeitserfahrung.
"Man müsste ein Wunderwuzzi sein", kommentiert Caritas-Arbeitsassistent Josef Schönhofer das Anforderungsprofil für seinen Beruf. "Ja, das ist komplex", stimmt dem Walter Schaffranek, Geschäftsführer von Jugend am Werk, zu. "Das wird kaum einer packen", meint er mit einem Lachen im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". So unrealistisch die Erfüllung aller Kriterien auch erscheinen mag, mit Weiterbildung und "learning by doing" im Job eigne man sich jedoch vieles automatisch an, sind sich die Experten einig. Vieles basiere in seinem Beruf auf Erfahrungswerten, so Schönhofer. "Nachschulungen wie etwa im Arbeits- und Behindertenrecht kann man immer noch machen," betont Schaffranek. Was jedenfalls nicht fehlen darf, bringt Peter Wesely von der Caritas Wien auf den Punkt: Das "G'spür" für Menschen mit Behinderung, das die Betreuer haben sollten.
Betroffene für Betroffene
An "G'spür" für Menschen mit Behinderung fehlt es den Mitarbeitern von "Support", einem Projekt des Österreichischen Zivil-Invalidenverbandes, mit Sicherheit nicht: Bei "Support" gilt das Motto: "Betroffene beraten Betroffene". Durch den gemeinsamen Erfahrungshintergrund sollen Schwellenängste vermieden werden: "Da sitzt jetzt eine völlig Gesunde - was weiß die schon von meinen Problemen. So etwas gibt es bei uns nicht", erklärt Mitarbeiterin Maria Graf. Die Berater, auch "Supporter" genannt, sehen ihre Arbeit als eine Vorstufe zu Arbeitsassistenz und Jobcoaching. Supporterin Graf präzisiert: "Wir sind keine Jobvermittlung, sondern wir leiten die Klienten nach erfolgtem Coaching an einschlägige Organisationen weiter." Der Ansatz lautet: "Hilfe zur Selbsthilfe". Die Klienten sollen ihre eigene Behinderung akzeptieren lernen. Dadurch werden laut Graf die Vermittlungschancen am Arbeitsmarkt erhöht. Denn eines möchte das "Support"-Team aus der Welt schaffen: "Die Einstellung, dass die mich ja alle nicht nehmen, weil ich behindert bin", so Graf. Oft sei dies ein idealer Vorwand, sich nicht selbst um eine Verbesserung der Situation kümmern zu müssen.
Derzeit gibt es 18 "Support"-Standorte in Österreich. Kommen können Körper- und Sinnesbehinderte sowie chronisch Kranke.
http://www.arbeitsassistenz.ohttp://www.oeziv.at http://support.oeziv.at http://www.jaw.at
http://caritas.or.at