![Eine Illustration einer Frau mit Kopftuch.](https://media.wienerzeitung.at/f/216981/2500x1875/a87666ab3f/wz_podcast_header_fatima_storer.jpg/m/384x288/filters:quality(50))
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Zugegeben, die Politik macht es ihren beruflichen Beobachtern nicht leicht, differenziert über sie zu urteilen. Zu plump, fast schon beleidigend offensichtlich und bar jeglicher Finesse, gelangt das Primat der Partei- vor Allgemeininteressen zur täglichen Anwendung. Das verlangt fast nach dem Keulenschlag im Kommentar.
Die aktuellen Ereignisse rund um den U-Ausschuss sind nur der jüngste Beleg für diese wohlbegründete Unterstellung. Die öffentlichen, vor allem die veröffentlichten Prügel für die Haupt- und Nebenprotagonisten bei SPÖ, ÖVP, FPÖ und BZÖ waren nur die logische Folge.
Den Politikern waren diese Konsequenzen natürlich bewusst, sie nahmen sie sogar billigend in Kauf. Aus ihrer Sicht sind mediale Prügel offensichtlich das geringere Übel. Entweder, weil sie um ihr unterirdisches öffentliches Ansehen wissen und es ihnen daher längst egal ist. Oder sie rechnen damit, dass denjenigen, die auf sie einprügeln, ebenfalls ein Defizit an Vertrauenswürdigkeit anhaftet, wie eine aktuelle Studie soeben wieder zutage fördert. Beides macht demokratiepolitisch keine "bella figura".
Das Verhältnis zwischen Politikern und Journalisten ähnelt einer Hassliebe. Es fehlt beiden an Distanz zueinander, physischer wie emotionaler. Auch, was das eigene Rollenverständnis angeht. Weder steht es der Politik zu, sich die Medien gefügig zu machen, noch den Medien, sich die Politik untertan zu machen. In den typisch schlampigen österreichischen Verhältnissen ist die Trennwand zwischen Medien und Politik, obgleich notwendigerweise bis zu einem gewissen Grad durchlässig, beängstigend nah daran, völlig zu verschwinden. Im kommenden Wahlkampf wird das einmal mehr augenfällig, wenn sich einzelne Kandidaten mit ausgewählten Medien auf ein Packerl schmeißen.
Dass sich auch im angelsächsischen Raum Medien mitunter für einen Kandidaten deklarieren, ist kein Widerspruch zu dieser Kritik an der traurigen österreichischen Tradition. Im besten Fall (dass es auch andere gibt, belegen der britische Boulevard und der private US-Fernsehmarkt täglich) wird hier die Unterstützung für eine Partei den Lesern offen kommuniziert und mit Argumenten begründet, nicht mittels versteckter Parteinahme untergejubelt. Ob aus Sympathie für Person und Weltanschauung oder zwecks Verschaffung ökonomischer Vorteile ist da, nüchtern betrachtet, fast schon wieder egal.