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"Behörden-Chefs müssen ältere Semester fit halten"

Von Claudia Peintner

Wirtschaft

Strategien für Personalmanagement der Generation 50-Plus. | Umsetzung in Praxis scheitert oft an Führung und Gesetz. | Wien. "Nicht das Alter ist das Problem, sondern unsere Einstellung dazu", wusste schon der römische Staatsmann und Philosoph Cicero. Diesen Leitspruch werden sich Personalverantwortliche in der Verwaltung in den nächsten Jahren wohl mehr als zu Herzen nehmen müssen. Denn durch den Personalabbau in den Behörden und den gleichzeitigen Aufnahmestopp neuer Mitarbeiter wird die Belegschaft stetig älter. Das Durchschnittsalter der Bundesbediensteten liegt derzeit in Österreich bei rund 43,5 Jahren. Ein Drittel der Mitarbeiter geht bis 2020 in Pension.


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Für die deutsche Sozialwissenschafterin und Verwaltungsexpertin Marga Pröhl ist das ein Warnsignal, das ihrer Meinung nach die Führungsetagen alarmieren sollte: "Angesichts des demografischen Wandels sind dringend neue Maßnahmen des Personalmanagements erforderlich. Behörden-Chefs müssen ältere Semester fit halten."

Damit ist weniger das Bereitstellen ergonomischer Möbel oder von Computer-Lesebrillen gemeint. Der Bogen der Möglichkeiten spannt sich viel mehr von der Analyse der Alters- und Potenzialstruktur bis hin zu Instrumenten, die es erlauben, leistungsorientiert zu entlohnen, Wissen zu sichern, Innovation zu fördern und lebensphasengerecht zu arbeiten.

Flexible Arbeitszeit

Zu Beginn müssten sich die Behörden die Fragen stellen: Wo liegen die Potentiale jedes Mitarbeiters? Wohin kann er sich entwickeln? Statt "ältere Arbeitnehmer im Kämmerlein sitzen zu lassen, weil die Qualifikation nicht passt", spricht sich Pröhl für Fortbildung aus.

Dabei sollten aber auch die älteren Mitarbeiter ihren falschen Stolz ablegen. Stehsätze wie "ich weiß eh schon alles" oder "ich könnte mich blamieren" seien unangebracht. Fehlt es der Belegschaft an Motivation, dann rät Pröhl zu leistungsorientierter Bezahlung, wie sie bereits in Finnland,

Dänemark, Großbritannien oder Ungarn üblich sei. Mitunter könne dadurch ein Umdenkprozess eingeleitet werden, - nach dem Motto: "Nicht nur die Aufgabenerfüllung, sondern auch Leistung und Ergebnisse sind wichtig."

Eine weitere Maßnahme, um Verwaltungsjobs bis ins Pensionsalter attraktiv zu gestalten, sind flexible Arbeitszeitmodelle - von der Teilzeitanstellung bis hin zur Telearbeit. Pröhl weist darauf hin, dass nicht nur junge Eltern flexible Arbeitszeiten brauchen, sondern auch die Generation 50-Plus - etwa für die Pflege älterer Angehöriger.

Tandem: Jung und Alt

"Wenn Mitarbeiter pensioniert werden, dann sind diese plötzlich für immer weg", so Pröhl. Um deren Erfahrungswissen zu sichern, müssten daher schon frühzeitig altersgemischte Teams oder auch Mentoren-Netzwerke eingeführt werden.

In der Praxis stoßen diese Vorschläge nicht bei allen Behörden-Mitarbeitern auf Wohlwollen. Eine leistungsorientierte Bezahlung sei wegen dem geltenden Dienstrecht schwer möglich, heißt es aus Beamtenkreisen. Für flexible Arbeitszeiten seien nur die zukunftsgerichteten Chefs zu haben. Und die Besetzung der Führungspositionen hänge meist nicht von den Qualifikationen ab, sondern vom politischen Einfluss.