Zum Hauptinhalt springen

Behörden-Funknetz startet zweiten Anlauf

Von Monika Jonasch

Wirtschaft

133 Mio. Euro Investitionsvolumen, bis 2009 in ganz Österreich einsatzbereit. | Wien. Rund um den Aufbau des Tetrafunk-Netzes in Österreich gab es in der Vergangenheit viel Streit und auch Verluste zu beklagen: So verabschiedete sich der einstige Betreiber Mastertalk im Streit mit dem Innenministerium.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Seit September 2004 kümmert sich Tetron, ein Gemeinschaftsunternehmen von Motorola (65%) und Alcatel Austria (35%) um die Inbetriebnahme des Blaulicht-Funknetzes. Bis 2009 soll das abhörsichere digitale Funknetz in ganz Österreich funktionieren, erläutert Tetron-Geschäftsführer Bernhard Krumpel im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Bundesländer für Standorte zuständig

In Tirol und Wien befindet sich das Netz bereits im Aufbau. Niederösterreich und die Steiermark haben sich im Sommer für eine Teilnahme entschieden.

Ein wesentlicher Unterschied beim zweiten Anlauf mit dem Behördenfunk liegt im Engagement der Bundesländer. Sie entscheiden sich aktiv für die Teilnahme am Tetrafunk-Netz und können so festlegen, wann sie vom derzeit analogen auf den digitalen Funk umsteigen. Die Länder beteiligen sich am Projekt und kümmern sich auch selbst um die Bereitstellung der Standorte. Dafür fallen für sie dann 25 Jahre lang keine Gesprächsgebühren an.

Ein weiterer Streitpunkt im ersten Tetrafunk-Projekt waren die Gerätepreise: Von 1000 Euro und mehr pro Gerät war da noch die Rede. Hier dürfen die Länder nun selbst entscheiden: Entweder erwerben sie die Geräte über Tetron oder direkt über die Hersteller.

Etwa 700 Euro kosten Tetrafunk-fähige Handsets, schätzt Krumpel. - Analoge Funkgeräte schlagen vergleichsweise mit etwa 450 Euro zu Buche.

Allerdings gibt es auch ein Migrationskonzept, um den stets vom Geldmangel geplagten Organisationen wie z.B. der Freiwilligen Feuerwehr den Umstieg zu erleichtern. Eine Zeit lang kann noch im digitalen Netz mit analogen Geräten kommuniziert werden. Wie lange diese Übergangsphase dauert, entscheidet jedes Land individuell.

Feuertaufe in Tirol, Echtzeittest in Wien

Eine erste Feuertaufe hat der Digitalfunk für Polizei, Rettung, Feuerwehr und andere Blaulichtorganisationen bereits bei der Universiade (Studentenolympiade) in Innsbruck bestanden. Dort verzeichnete man 60.000 Funksprüche in zehn Tagen, wobei der Funkverkehr vor allem am Anfang, beim Aufbau, kumulierte.

Krumpel meint dazu stolz: "Es hat keine Probleme gegeben. Alle Benützer haben schnell gelernt, mit der neuen Technik umzugehen. Auch bei Schulungen haben wir festgestellt, dass ein Großteil derer, die mit analogem Funk vertraut sind, innerhalb einer Stunde auch die Basisfunktionen des digitalen Funks beherrschen."

Im ersten Schritt ist im neuen Funknetz allerdings noch ausschließlich Sprachkommunikation möglich, die Datenübertragung soll in einem weiteren Ausbauschritt später folgen.

Eine zweite Bewährungsprobe, dieses Mal im Bannkreis internationaler Aufmerksamkeit, wird das neue Funknetz zur österreichischen EU-Präsidentschaft in der ersten Jahreshälfte 2006 ablegen: Wien, als hauptsächlicher Veranstaltungsort für alle Events rund um die EU-Präsidentschaft, sowie ein Korridor zum Flughafen Schwechat sollen mit Tetrafunk versorgt sein und dann auch einen potentiellen Ernstfall bewältigen können.

Tetra (Terrestrial Trunked Radio) ist ein europaweiter digitaler Funkstandard. Er ermöglicht Sprach-, ebenso wie Datenkommunikation bis hin zu Datenbankabfragen, Standortbestimmungen oder SMS-Versand. Tetrafunk ist außerdem abhörsicher, und die Daten können auch verschlüsselt übertragen werden.