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Österreich setzt neue Maßstäbe bei vernetzten "Open Government Data".
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Wien. Wissen und Information sind wesentliche Eckpfeiler für Wohlstand und Innovation. Das Sammeln und Auswerten von Daten ist in Unternehmen im Internetzeitalter ein absolutes Muss. Doch nicht nur in Firmen fallen Daten an, Kommunen, Gemeinden, Länder und Bund verfügen über ein unglaublich großes Datenreservat. Diese Vielzahl an Behördendaten soll nun nicht nur dem Staat, sondern auch den Bürgern zum Vorteil gereichen.

Unter dem Begriff "Open Government Data" werden alle Bestrebungen von Behörden subsummiert, die sich der Bereitstellung von gesammelten Daten an ihre Bürger verschrieben haben. Diese offenen Verwaltungsdaten, jene Datenbestände des öffentlichen Sektors, die im Interesse der Allgemeinheit ohne jede Einschränkung frei zugänglich gemacht werden, sollen im Endeffekt wieder neue Anwendungen generieren, die einen Nutzen für die Allgemeinheit bringen.
Vor allem in den USA hat die Veröffentlichung ausgewählter Datenbestände, die strukturiert und maschinenlesbar von den zuständigen Behörden proaktiv bereitgestellt werden, eine längere Tradition. Im Sinne einer möglichst großen Transparenz lassen sich die Informationen durchsehen, durchsuchen, filtern, aufbereiten, überwachen und weiterverarbeiten. Konkret geht es hier etwa um Statistiken, Geodaten, Karten, Pläne, Umwelt- und Wetterdaten, Materialien der Parlamente, Ministerien und Behörden, Haushaltsdaten, Gesetze, Verordnungen, Satzungen, richterliche Entscheidungen und sonstige Veröffentlichungen.
In Österreich will man nun einen großen Schritt setzen und gab die Schaffung des sogenannten "Open Government Data Portals" bekannt. Diese europaweit bislang einzigartige Plattform soll die Daten von Gemeinden und Bund vernetzen und den Bürgern bereitstellen. Das Portal wird in Zukunft von allen Behörden laufend erweitert werden, um so möglichst viel Information in Form von Apps (Anwendungen für Handys oder Computer) oder Visualisierungen für Bevölkerung und Wirtschaft online zur Verfügung stellen.
Verschiedenste Info-Apps
Wesentlich dabei ist, dass es sich nicht um personenbezogene Daten handelt. Mobilfunkdaten, Gesundheitsdaten von Einzelpersonen und Ähnliches mehr bleiben somit unter Verschluss. Aktuelle Anwendungen demonstrieren bereits die Möglichkeiten und sinnvolle Ausnutzung der Daten. So gibt es etwa eine "RIS"-App, die Landes- und Bundesgesetze kostenlos am Handy abrufbar macht, die "Toilet App Vienna", die einen Überblick über öffentliche Toiletten gibt, oder mit "Fruchtfliege" eine Sammlung öffentlich zugänglicher Obstbäume in Wien. Weitere Anwendungsbeispiele wären Informationen zu Kurzparkzonen, Luftgüte oder auch Baumbestand und vieles andere mehr.
Die Vorteile von Open Data liegen in der Stärkung der Gesellschaft durch eine behutsame Öffnung von Staat und Verwaltung, in Transparenz, Partizipation, und auch Kollaboration und in der intensiveren Nutzung und Veredelung der Datenbestände der Behörden. Auch als vertrauensbildende Maßnahme und ein Beitrag zur Wirtschaftsförderung werden diese Aktionen gewertet. Allerdings stellt es auch eine Herausforderung für einen kulturellen Wandel für die öffentliche Verwaltung und eine Bedrohung bewährter Geschäftsmodelle dar. Das große Potenzial wird ersichtlich, wenn man die Zukunftsvisionen ansieht - es sollen auch Unternehmen und Forschungsstätten für die Bereitstellung von Daten gewonnen werden. Eine Vernetzung all dieser Informationen würde ein unglaubliches Potenzial für die Allgemeinheit bieten.
Das österreichische Open Government Portal findet sich unter data.gv.at