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Behutsamkeit von Boliviens Präsident

Von Alexander U. Mathé

Politik

+++ Analyse: Morales Sein und Schein. | Evo Morales, der Staatsbesuche in Streifenpulli und Lederjacke absolviert, ist entgegen der allgemeinen Einschätzung ein Verfechter strikter Kleidungsvorschriften. Noch bevor Boliviens indigener Präsident am Sonntag angelobt wurde, ließ er sich am Samstag von Aymara-Priestern zum "Großen Kondor", dem Anführer sämtlicher Indigener im Andengebiet, weihen. Dabei erschien Morales in einem tadellosen und allen zeremoniellen Vorschriften entsprechenden traditionellen Gewand.


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Auch in Morales Politik klaffen Sein und Schein auseinander. Zwar stimmt der Präsident in die sozialistisch-marxistischen Parolen seines venezolanischen Amtskollegen Hugo Chávez ein und erklärt, dass man "die Arbeit Fidel Castros und Che Guevaras vollenden" werde. Doch hütet sich Morales derzeit davor, Privateigentum zu verletzen oder Unternehmer zu verprellen.

Im Gegenteil: Er bedankt sich für die Unterstützung durch Unternehmer und Intellektuelle. Dies tut Morales einerseits, weil er auf deren Unterstützung im Kampf gegen die Armut und für die Indigenen hofft. Andererseits sind die vor der Wahl bestehenden separatistischen Tendenzen der reichen Gebiete des Landes noch immer vorhanden.

So sieht sich der neue Präsident gezwungen, trotz linker Ideologie der Rechten des Landes Rechnung zu tragen und durch beschwichtigende Worte eine Spaltung zu verhindern.