Zum Hauptinhalt springen

Bei Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste wäre die Weltgemeinschaft ratlos

Von Klaus Huhold

Analysen

Die Einladung stößt auf Skepsis. Laurent Gbagbo forderte die internationale Gemeinschaft auf, die Präsidentenwahl in der Elfenbeinküste erneut zu überprüfen. Der Amtsinhaber weigert sich zurückzutreten, obwohl die Wahlkommission seinen Konkurrenten Alassane Ouattara zum Sieger erklärt hat. Aus Diplomatenkreisen war jedoch zu hören, dass man Gbagbos Angebot für reine Verzögerungstaktik hält.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Der 65-Jährige hat bisher auch nichts dazu beigetragen, um die Situation in seinem Land zu beruhigen. Ganz im Gegenteil: Laut Berichten der UNO verfolgen Todesschwadronen Gegner von Gbagbo. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen nach der Wahl forderten bereits Dutzende Tote. Frankreich hat seine Bürger nun aufgefordert, das westafrikanische Land zu verlassen. Und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon warnte bereits vor einem Bürgerkrieg.

Die Lage ist höchst explosiv. Die Elfenbeinküste ist faktisch zweigeteilt. Den Süden kontrolliert die Armee, die hinter Gbagbo steht. Im Norden dominieren Rebellen, die Ouattara unterstützen.

UNO, USA, EU und afrikanische Staaten haben Gbagbo zum Rücktritt aufgefordert. Doch die sture Kämpfernatur zeigt sich unbeeindruckt. Stattdessen hetzt Gbagbo gegen seine politischen Gegner und gar gegen die im Land stationierten UN-Soldaten. Damit steigt stündlich die Gefahr eines Bürgerkriegs.

Der internationalen Gemeinschaft blieben dann verschiedene Optionen: eine militärische Intervention, weitere Sanktionen und Verhandlungen. Doch wie vielversprechend sind diese Möglichkeiten?

Auf ein militärisches Eingreifen wird sich wohl niemand einlassen. Weder Frankreich, das Soldaten im Land stationiert hat, noch die Afrikanische Union als regionaler Akteur werden große Ambitionen haben, Truppen ins Gefecht zu schicken. Die Verluste wären unabsehbar. Und das Mandat der UN-Truppen im Land ist begrenzt. Die rund 9000 Blauhelme würden laut Beobachtern ohnehin nicht ausreichen, um ein Blutbad zu verhindern.

Verhandlungen wiederum hätten wenig Aussicht auf Erfolg, die Fronten zwischen Gbagbo und Ouattara sind verhärtet. Zudem könnte Gbagbo einen Bürgerkrieg als Möglichkeit sehen, das ganze Land unter Kontrolle zu bringen. Seine Truppen sollen den Rebellen an Feuerkraft überlegen sein. Auf jeden Fall wird es bei einem Krieg internationale Sanktionen setzen. Doch schon jetzt ist ein Waffenembargo gegen die Elfenbeinküste in Kraft, das aber von Schmugglern erfolgreich umgangen wird.

Ein Krieg in der Elfenbeinküste könnte jedenfalls Folgen für die ganze Region haben, warnt Dirk Kohnert vom deutschen Giga-Institut für Afrika-Studien. Im Togo oder im Senegal könnten Rebellen erstarken.

Noch kann dieses Szenario vielleicht verhindert werden. Kommt es in der Elfenbeinküste aber tatsächlich zum Krieg, fehlen aussichtsreiche Optionen auf eine Beruhigung.