In den meisten Branchen lief es gut. | Siemens-Konzern bei den Ausreißern nach unten. | München. (dpa) Bei den großen deutschen Konzernen sprudeln trotz aller Diskussionen über Reformstau und Konjunkturflaute die Gewinne.
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"Die wahren Reformer im Land sind die Unternehmer", sagt HypoVereinsbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die großen Firmen hätten unter anderem die Kosten gesenkt und das Auslandsgeschäft ausgebaut. Daher sei auch im kommenden Jahr mit weiter steigenden Gewinnen zu rechnen. Schattenseite der Produktivitätsverbesserungen ist allerdings der weitere Abbau von Arbeitsplätzen in Deutschland bei vielen großen Unternehmen.
Zu den Großverdienern gehören die Energiekonzerne. E.ON kann sich heuer über einen Rekordgewinn freuen. Bereits nach neun Monaten hatten Firmenverkäufe und höhere Energiepreise einen Überschuss von 6,4 Mrd. Euro in die Kassen gespült. Damit wurde der bisherige Bestwert des Gesamtjahres 2003 bereits um mehr als ein Drittel übertroffen. Konkurrent RWE will das Nettoergebnis von zuletzt 2,1 Mrd. Euro um einen einstelligen Prozentsatz verbessern.
Auch Post und
Telekom glänzen
Auch in anderen Branchen läuft es gut. So verdiente die Deutsche Bank in den ersten neun Monaten nach Steuern mit 3 Mrd. Euro bereits mehr als im gesamten Vorjahr. Auch die Deutsche Telekom (Nettogewinn 4,4 Mrd. Euro nach neun Monaten) und die Deutsche Post (1,3 Mrd. Euro) können in diesem Jahr glänzen.
Es gab aber auch Ausreißer nach unten. So brach bei Siemens im Geschäftsjahr 2004/05 (30. September) wegen der Aufräumarbeiten in den Problemsparten der Gewinn von 3,4 auf 2,25 Mrd. Euro ein. Auch die Autofirmen haben angesichts hoher Rohstoffpreise und Rabattschlachten zu kämpfen. So könnte beim erfolgsverwöhnten Autobauer BMW der Vorsteuergewinn trotz hoher Absatzzuwächse von zuletzt 3,5 Mrd. Euro um bis zu 10 Prozent sinken.
Insgesamt aber kann sich die Jahresbilanz der Dax-Unternehmen sehen lassen, ist Peter Baumgartner, Geschäftsführer der Beratungsfirma Mercer Management Consulting, überzeugt. "Die meisten Unternehmen haben schlichtweg ihre Hausaufgaben in den letzten Jahren gemacht." Die Konzerne hätten ihre Kostenstrukturen in den Griff bekommen, das Personal angepasst, neue Produkte entwickelt und sich wieder verstärkt um den Kunden gekümmert.
Starkes
Auslandsgeschäft
Dabei profitierten die meisten Unternehmen von der brummenden Weltkonjunktur. Ohne das starke Auslandsgeschäft wären solche Zahlen aber nicht möglich. "Die großen Firmen machen deutlich über die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland", sagt ifo-Experte Gernot Nerb. Entsprechend werde auch ein Großteil der Gewinne mittlerweile außerhalb Deutschlands generiert. Die gute Ertragslage zeigt nach Einschätzung Nerbs aber auch: "Der Standort Deutschland ist nicht so schlecht." Viele Nachteile seien inzwischen verschwunden.
Für Mercer-Experte Baumgartner ist der deutsche Anlagen- und Maschinenbau ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche Industrie. Mittelständisch geprägt halte er weltweit in 24 von 48 unterschiedlichen Produktsegmenten die Spitzenposition - von der Fördertechnik bis zu Holzbearbeitungsmaschinen. Mit einer Exportquote von über 70 Prozent sei der Maschinenbau zudem Exportweltmeister. Das Beispiel zeige, dass sich die deutsche Industrie mit den richtigen Lösungsansätzen auch in einem schwierigen Umfeld behaupten könne.