Erfolgsrezept: Spezialbiere und Nischen. | Elf Privatbrauer mit Event-Bierträger zur Fußball-WM. | Wien. Während in anderen Branchen viele kleine Firmen verschwinden, gewinnen die heimischen Privatbrauereien Marktanteile. "Wir haben uns 2009 im Wettbewerb gut geschlagen", sagt Heinrich Dieter Kiener, Chef der größten Privatbrauerei Stiegl, zur "Wiener Zeitung".
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Während der Bierabsatz im Branchenschnitt um drei Prozent auf 8,3 Millionen Hektoliter sank, stieg der Absatz bei Stiegl um 1,4 Prozent - damit wurde erstmals in der mehr als 500-jährigen Firmengeschichte die Schwelle von einer Million Hektoliter in einem Jahr übersprungen. Die Privatbrauerei Zwettl steigerte ihren Absatz um drei Prozent auf 200.000 Hektoliter, auch andere Privatbrauer wie Hirter verkauften 2009 mehr Bier.
Der Absatz des Branchenprimus Brau Union sank hingegen um sechs Prozent auf 4,3 Millionen Hektoliter - verantwortlich war laut dem Konzern der Preiskampf. Der Marktanteil im Lebensmittelhandel sank deshalb um zwei Prozent auf 48 Prozent. Der Konzern, zu dem mit Puntigamer, Zipfer, Gösser und Schwechater vier der fünf stärksten Bier-Marken in Österreich gehören, bleibt aber weiterhin überlegener Marktführer.
"Harter Wettbewerb"
Die Zahl der österreichischen Brauereien stieg bis 2008 stetig. Inzwischen gibt es mehr als 170 Brauereien, davon rund 100 Gasthaus- und Hausbrauereien. Insgesamt macht die Branche jährlich rund eine Milliarde Umsatz, 600 verschiedene Biere werden gebraut.
Die Zutaten für das Erfolgsrezept der Privatbrauereien seien regionale Biere und Kreativität, sagt Kiener. "Die Privatbrauereien bereichern mit ihren Bierspezialitäten die Branche", betont Karl Schwarz, Chef von Zwettler Bier sowie von der Bierwerkstatt Weitra. Zwettler setze auf authentische Produkte und Rohstoffe aus der Region, zudem beginne die Expansion in den heiß umkämpften Wiener Biermarkt Früchte zu tragen. Die Trumer Privatbrauerei in Salzburg macht dagegen laut Trumer-Chef Josef Sigl saftige 90 Prozent ihres Umsatzes in der Gastronomie.
Da bei einigen Privatbrauern die Kapazitäten bereits ausgeschöpft sind, wird kräftig investiert: So tätigt etwa Zwettler die größte Investition der mehr als 300-jährigen Firmengeschichte: Um fünf Millionen Euro wird eine neue Lagerhalle und gebaut, und die Bierwerkstatt Weitra wird auf die doppelte Größe ausgeweitet. Die niederösterreichische Privatbrauerei Egger, die zu den fünf größten heimischen Brauereien zählt, investiert 30 Millionen Euro und will ihren Ausstoß um 50 Prozent auf eine Million Hektoliter aufstocken.
Obwohl laut Schwarz ein "extrem harter Wettbewerb" herrscht, haben sich nun elf der 60 eigentümergeführten Privatbrauereien zusammengetan und präsentieren ihre "Elf" für die Fußball-WM in Südafrika in Form eines Kartons mit elf Bieren, die einen Querschnitt durch Österreichs Bierlandschaft bieten. 65.000 Kartons wurden in Zwettl verpackt und kommen diese Woche in den Handel.