Zum Hauptinhalt springen

Bei der Bank Austria droht Streik

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Bei der Bank-Austria (BA-CA) droht Streik, sollte es im Arbeitskonflikt zwischen Vorstand und Angestellten bis 1. April zu keiner Einigung kommen. Zu den Kampfmaßnahmen wurde der Betriebsrat bei der gestrigen Mitarbeiterversammlung im Wiener Austria Center ermächtigt, nachdem das erste Ultimatum verstrichen war. Betriebsratsvorsitzende Hedwig Fuhrmann hofft indes auf das Einlenken des Managements, weil die Belegschaft zu weitgehenden Zugeständnissen bereit ist.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Fuhrmann geht weit. Sie gibt schon im Vorfeld der Verhandlungen bekannt, dass sie zu weit reichenden Konzessionen im Arbeitskonflikt bereit ist. So könnte bei der BA-CA ohne weiteres die 38-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich eingeführt werden.

Sie wehrt sich auch nicht gegen eine Kürzung der Überstundenzuschläge um rund 5%, indem die Durchrechnung für Überstunden von drei auf sechs Monate verlängert und der tägliche Arbeitsrahmen von 7 auf 20 (bisher 19) Uhr ausgeweitet wird. Weiters gibt es ein Angebot auf Verzicht von Urlaubstagen und Zulagen. Die dadurch entstehenden Einsparungen bewegen sich laut Fuhrmann im zweistelligen Millionenbereich: "Und das sind bei Gott keine Peanuts."

Doch der Vorstand verlangt mehr Einsparungen. Dadurch würden die Einkommen nach dem überraschenden Wechsel des Kollektivvertrages und der damit einhergehenden Ungültigkeit der Betriebsvereinbarung massiv sinken. Der Betriebsrat hat errechnet, dass ein Bankangestellter (mit 14 Dienstjahren) jährlich einen Monatsgehalt von 1.900 Euro verliert. Ein Abteilungsleiter müsste gar einen Jahresverlust von 5.260 Euro hinnehmen. Fuhrmann versucht jetzt Übergangsregelungen zu erkämpfen. Denn die Verluste im Lebenseinkommen seien beträchtlich: "Da geht sich für manche fast eine Eigentumswohnung aus." Vom Vorstand sei aber bisher noch kein Einlenken signalisiert worden.

Absolute Uneinigkeit herrscht bei der Frage der Unkündbarkeit. Das sogenannte Definitivum soll ab April nicht mehr gelten. Der Betriebsrat pocht auf eine "Warteliste" von 2.300 Mitarbeitern, denen die Pragmatisierung bereits versprochen wurde.

BA-CA-Vorstandsvorsitzender Erich Hampel äußert sein Unverständnis über die Androhung des Streiks: "Niemand wird verstehen, dass schon von Arbeitskampf die Rede ist, obwohl es noch die Möglichkeit zum Verhandeln gibt." Er verweist dabei auf die Aufsichtsratssitzung vom 28. Februar, bei der das neue Dienstrecht präsentiert werden soll. Doch Fuhrmann ist weniger optimistisch. Ihr geht es um Vertragstreue, die durch den Trick mit dem Verbandsübertritt (am 12. Oktober wechselte die BA-CA vom Sparkassen- in den Bankenverband und damit auch den Kollektivvertrag) bereits verletzt wurde.

Außerdem fordert sie vom Vorstand Beweglichkeit ein. Es müsse klar sein, welches Dienstrecht ab April gelte. Weiters soll der Vorstand ein öffentliches Bekenntnis zum Standort und der Erhaltung der Arbeitsplätze geben. Zuletzt wollen die Mitarbeiter nur auf Entgelt verzichten, wenn auch der hochbezahlte 7-köpfige Vorstand zu ebensolchen Einbußen bereit ist.

Auf die Frage, warum der Betriebsrat angesichts der äußerst guten Ertragslage der Bank zu den weitreichenden Konzessionen überhaupt bereit ist, antwortet Fuhrmann vorsichtig: "Das ist eine gute Frage." Der Druck ist groß und die Betriebsräte wissen, dass sie nicht alles zurückerobern können. Scheinbar haben die Drohungen des Vorstands, Arbeitsplätze in den gewinnbringenden Osten abzuziehen, doch ihre Wirkung gezeigt.