Hochenergetisch ging es schon zu Beginn der ersten außerordentlichen Hauptversammlung von Meinl International Power (MIP) zu. Bei dem Termin stimmen die Aktionäre unter anderem über den Kauf der Meinl Power Management (MPM) durch die Audley Private Capital Management Ltd. von Michael Treichl ab. Kleinanleger-Vertreter Wilhelm Rasinger attackierte als erster Redner in der Generaldebatte sowohl MIP-Chairman Hans Haider, von dem er "persönlich sehr enttäuscht" sei, als auch Treichl, der zwar einen großen Namen trage, aber ein "Wolf im Schafspelz" sei.
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Er sei "überrascht, dass Sie sich mit der Partie von Grasser, Treichl und Meinl eingelassen haben und dass Sie sich von dieser Partie oder Gemeinschaft nicht emanzipiert haben", sagte Rasinger in Richtung Haider. Treichl trage zwar einen großen Namen, aber in jeder Familie gebe es schwarze Schafe, so Rasinger weiter. Treichl sei aber "clever genug, sich unter Ausnützung der nicht adäquaten Gesetzgebung zu Lasten der Aktionäre Vorteile zu verschaffen".
Rasinger und der Aktionärsvertreter Alexander Proschofsky, der die sogenannten "MIP"-Rebellen vertritt, lehnen die Übernahme der Management-Gesellschaft MPM durch den Treichl-Fonds ab, sie werfen Treichl ein Naheverhältnis zu Julius Meinl V. vor.
Bei der heutigen ao Hauptversammlung sind die Inhaber von 38,829.311 stimmberechtigten Wertpapieren vertreten. Das entspricht 64,72 Prozent des Gesellschaftskapitals. Es sei vereinbart worden, dass mit den Treasury Shares - den von der MIP selbst gehaltenen Anteilen - nicht abgestimmt werde, erklärte Haider.
Abgestimmt wird schriftlich über zehn Tagesordnungspunkte - neben dem Wechsel der Management-Gesellschaft sollen unter anderem auch die angefochtenen Beschlüsse der Hauptversammlungen vom 28. Juli 2008 sowie die danach getroffenen Beschlüsse des Boards ratifiziert werden. Die Zusammensetzung des Boards ist seit den Hauptversammlungen im Sommer ebenfalls umstritten und soll daher heute von den Aktionären ratifiziert werden.
Am 20. August sei ein Gerichtsverfahren in Jersey eingeleitet worden, mit dem die umstrittene Stimmen-Nachzählung der Hauptversammlung Ende Juli angefochten worden sei, erklärte Haider. Der gerichtliche Widerspruch der Gesellschaft sei am 17. Oktober erfolgt, die erste Tagsatzung in Jersey sei für den 19. Dezember angesetzt. Mit einer Entscheidung des Gerichts sei nicht vor sechs bis neun Monaten zu rechnen.
Haider kündigte für die MIP eine "Namensänderung ohne Meinl" an. Da es sich dabei um eine Statutenänderung handle, werde man auch eine Hauptversammlung abhalten müssen, "am besten im Zuge der ordentlichen Hauptversammlung im Jahr 2009 über das Jahr 2008". Der Lizenzvertrag mit Meinl werde mit Wirksamwerdung der Namensänderung gekündigt. Die Reduzierung der Kündigungsfrist des Investment Management Agreement von 6 auf 4 Jahre und für die Beendigung des Lizenzvertrages soll nach den Plänen des MIP-Boards 10 Mio. Euro kosten.
Der Tagesordnungspunkt 10 bedarf einer qualifizierten Beschlussmehrheit von zwei Dritteln der Stimmen. Damit soll die Gesellschaft berechtigt werden, börslich bis zu 3,879.937 MIP-Zertifikate zu erwerben. Der geringste Kaufpreis soll nicht mehr als 20 Prozent unter dem durchschnittlichen Tagesschlusskurs der letzten 30 Handelstage vor dem jeweiligen Kauf liegen, der höchste Kaufpreis nicht mehr als 20 Prozent über dem Durchschnittskurs der letzten 30 Tage. (WZ Online)