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Bei Praktiker bleibt kein Stein auf dem anderen

Von Kid Möchel

Wirtschaft
Die Baumarktkette Praktiker ist derzeit selbst eine Großbaustelle.
© © © Uwe Bellhäuser - das bilderwerk

Wende bei Sanierung der Praktiker- Baumärkte - Österreicher mischen auf.


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Kirkel/Wien. Bei der Sanierung des börsennotierten deutschen Baumarkt-Diskonters Praktiker (3,18 Milliarden Euro Umsatz, 440 Standorte, 19.289 Mitarbeiter) wird ein neuer Kurs eingeschlagen. Der Aufsichtsrat - je acht Kapital- und Belegschaftsvertreter - hat ein neues Finanzierungskonzept für die Restrukturierung abgesegnet und die Vorstände Thomas Fox und Josef Schultheis verabschiedet, die 300 Millionen Euro in die Sanierung stecken wollten; zugleich wurde der Hereinnahme eines Investors, der 85 Millionen Euro in Form eines "vorrangigen Darlehens" einschießt, zugestimmt. Außerdem soll eine größere Zahl Praktiker-Märkte auf die erfolgreiche Qualitätsmarke "Max Bahr" umgestellt werden.

Damit dürfte sich Isabella de Krassny von der Wiener Privatbank Semper Constantia und Sprecherin der zypriotischen Maseltov Limited durchgesetzt haben. Die Gruppe hält gemeinsam 15,01 Prozent an Praktiker. Indes gehört die Semper Constantia zu 52 Prozent der Haselsteiner-Privatstiftung des gleichnamigen Strabag-Chefs und dem Beteiligungsexperten Erhard Grossnigg; die restlichen 48 Prozent hält die Familie de Krassny (Donau-Chemie).

In der zweiten Juni-Hälfte sollen in der Praktiker-Hauptversammlung weitere Weichen gestellt werden. Die Österreicher sind größter Einzelaktionär - der Streubesitz beträgt 70 Prozent - und stellen Ansprüche. "Es stimmt, dass Dr. Grossnigg für den Aufsichtsrat vorgesehen ist, vier Aufsichtsräte wären gut", sagt Isabella de Krassny der "Wiener Zeitung". "Wir gehen davon aus, dass wir im Aufsichtsrat die bestimmende Rolle haben werden", fügt Grossnigg hinzu.

Ungewöhnlich ist, dass der "Darlehensgeber" nicht offengelegt wird. "Zu dem Investor kann ich keine Antwort geben", sagt de Krassny. Finanzexperten vermuten, dass es sich um Hans-Peter Haselsteiner handelt. Doch der will dazu nicht Stellung nehmen.

Praktiker schreibt Verluste. Im ersten Quartal 2012 wurden 663 Millionen Euro umgesetzt, der Verlust beträgt 76,1 Millionen Euro; die Netto-Verschuldung liegt bei 422,6 Millionen Euro, die Finanzschulden (inklusive Anleihe) werden mit rund 503,9 Millionen Euro beziffert. Vor allem in Südosteuropa gibt es satte Umsatzrückgänge. In Griechenland (14 Märkte) beträgt der Rückgang 19 Prozent, trotzdem wurde heuer ein neuer Standort eröffnet. "Praktiker ist in Griechenland Marktführer und verdient trotz der Krise gutes Geld", erklärt de Krassny. "Die Entscheidung, einen neuen Standort zu eröffnen, habe nicht ich getroffen." Nachsatz: "Die Osteuropa-Töchter sollten bei gutem Wind verkauft werden, da es zwischen der Mutter und den Töchtern kaum Synergieeffekte gibt." Insider rechnen damit, dass Praktiker mit dem Verkaufserlös der Osttöchter jene 250-Millionen-Euro-Anleihe zurückkaufen könnte, die 2016 fällig wird. Sie notiert derzeit bei 53,8 Prozent des Nominale.