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Bei Schlecker Österreich geht es ans Eingemachte

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Assets sind die Schlecker-Auslandstöchter.
| GPA-Vertreter Wolf fordert Aufklärung über die Lage von Schlecker in Pucking.


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Pucking/Ehingen. Die Lage der insolventen deutschen Drogeriemarktkette Schlecker (46.000 Mitarbeiter) ist dramatischer als bisher angenommen. Denn vom Vermögen des Drogeriekönigs Anton Schlecker soll "nichts mehr da sein". Laut Tochter Meike Schlecker soll das gesamte Vermögen des Unternehmens und der Familie aufgebraucht sein. 2011 brachte die Familie Schlecker laut Manager Magazin noch 1,95 Milliarden Euro auf die Waage.

"Es ist kein signifikantes Vermögen mehr da, das dem Unternehmen hätte helfen können", sagte Meike Schlecker am Montag. "Das Vermögen meines Vaters war immer das Unternehmen." Die Familie will in den vergangenen Jahren einen dreistelligen Euro-Millionenbetrag in den Diskontkonzern gepumpt haben. Vermögensverschiebungen vom Konzern zur Familie werden vehement bestritten. Der Insolvenzverwalter hat mittlerweile Zugriff auf alle Schlecker-Vermögenswerte, da Einzelkaufmann Anton Schlecker auch privat haftet.

Indes werden der Einkaufsverbund Markant und weitere 140 Lieferanten (Beiersdorf, Henkel, Procter & Gamble, Unilever) Schlecker wieder beliefern. Sie haben mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter eine Liefer- und Zahlungsvereinbarung geschlossen, wie Klaus F. Lughofer, Anwalt von Schlecker Österreich, bestätigt. Wie berichtet ist die Anton Schlecker GmbH in Pucking (4987 Mitarbeiter, davon 3500 in Österreich) weiterhin zahlungsfähig, aber sie hängt am Mutterkonzern wie an einem Tropf. Die Auslandstöchter sollen auch maßgeblich zum Überleben von Schlecker Deutschland beitragen. "Dort bestehen noch ordentliche Vermögenswerte, die Schlecker stützen könnten", meinte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. Damit könnte ein Verkauf von Schlecker Österreich im Raum stehen.

Brisante Gespräche

Am Dienstagnachmittag erörtert Manfred Wolf, Wirtschaftsbereichssekretär der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), mit dem Schlecker Österreich-Prokuristen Andreas Kozik und Firmenanwalt Lughofer die aktuelle Lage. Ursprünglich stand nur das Thema "Probleme bei den Kollektivverträgen" auf der Tagesordnung dieses Gesprächs. "Wir wollen mit der Geschäftsführung darüber sprechen, ob die Einstufung der Tätigkeiten der Schlecker-Mitarbeiter im Rahmen des Handelskollektivvertrages auch unserer Einstufung entspricht", sagt GPA-Funktionär Wolf zur "Wiener Zeitung". "Je nach Grad der Verantwortung und Schwierigkeit der Tätigkeit sieht der Kollektivvertrag unterschiedliche Einstufungen vor. Wir wollen anhand der Praxis prüfen, ob es da Verbesserungsbedarf gibt." Nachsatz: "Wir haben Hinweise, dass nicht jede Tätigkeit richtig bewertet wird."

Auch will die Gewerkschaft wissen, wie es in Österreich tatsächlich weitergeht. "Es gab ein Restrukturierungsprogramm, man schloss kleine Standorte, die ungünstig liegen, zugunsten neuer größerer Filialen", sagt Wolf. "Wie weit das gestoppt ist oder anders gemacht wird, ist Thema der Aussprache." Nachsatz: "Für uns stellt sich auch die Frage, wie die Schlecker-Auslandstöchter und Enkelfirmen in die Sanierung eingezogen werden. Das können wir derzeit nicht einschätzen."