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Bei Schnee kein Fernsehen

Von Stefanie Holzer

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Die Weihnachtsferien meiner Kindheit und Jugend waren immer spannend: Bis zum Abend des 24. hoffte ich alljährlich, oft wider jede Vernunft, dass Schnee nicht nur das Weihnachtsfest "weiß"

machen würde. Ich verstieg mich im Weihnachtstauwetter bei 10 Grad plus soweit, mir auszumalen, dass wir, wenn nur ein bisschen Schnee fiele, auch im Alpenvorland Ski fahren könnten. Weil es mit dem

Schnee oft nicht klappte, entschädigte uns das festliche Feiertagsprogramm des ORF.

Mittlerweile wohne ich in Innsbruck. Hier schneit es bekanntlich vergleichsweise häufig. Darin, dachte ich mir beim Studium des festtäglichen Fernsehprogramms, muss das Geheimnis begründet sein,

warum das Weihnachtsprogramm des ORF so niederschmetternd gewöhnlich ist: Es schneit, also braucht das ORF-Fernsehen nichts zu bieten. Man traktiert uns mit amerikanischem Film-Mainstream, und wenn

es Österreichisches gibt, dann tun wir es nicht unter dem singenden Hansi Hinterseer. Ski fahrend war er mir bedeutend lieber.

Den Feiertagen angemessen gestaltet ist die längst Preise verdienende Ö1-Serie "Vom Leben der Natur": Großartig ist die Idee, die Botanikerin Susanne Till vergessene und in Gebrauch befindliche

Gewürze vorstellen zu lassen, so dass man um 5 vor 9 den Eindruck hat, es duftet beim Frühstück nach Zimt, Anis, Gewürznelke, Muskatnuss, Pfeffer und Piment.