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Bei Zukäufen künftig vorsichtiger

Von Karl Leban

Wirtschaft

Sorgenkind BCR: Erste Group will von teuren Akquisitionen die Finger lassen.


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Wien. Andreas Treichl hat seine Lehren aus der Vergangenheit gezogen: Nie wieder will der Chef der Erste Group beim Kauf einer Bank zu viel Geld ausgeben. Dass das jetzige Sorgenkind, die rumänische Banca Comerciala Romana (BCR), vor der Krise zu teuer gekauft worden war, gab Treichl am Donnerstag bei der Präsentation der Jahresbilanz zu.

Für die BCR, die auf einem hohen Berg fauler Kredite sitzt und 2012 einen massiven Verlust von gut 294 (nach 22,5) Millionen Euro erlitt, hatte die Erste einst fast vier Milliarden Euro gezahlt, den fünffachen Buchwert. Die rumänische Tochter war es auch, die der Ersten im vierten Quartal wegen einer notwendig gewordenen Firmenwertabschreibung einen Nettoverlust von 114 Millionen Euro bescherte.

Bereits seit Jahren ist die BCR ein teurer Abschreibungsposten. Alles in allem musste ihr Firmenwert bisher um 1,5 Milliarden Euro nach unten korrigiert werden. Nachdem die Erste den Personalstand der BCR bereits 2012 um 950 auf rund 8300 Mitarbeiter hinuntergefahren hat, soll die Zahl der Beschäftigten heuer nochmals sinken - auf rund 7500. Für 2013 rechnet Treichl in Rumänien jedenfalls mit schwarzen Zahlen.

Die Erste selbst hat das schon im Vorjahr geschafft - trotz BCR, hoher Bankensteuern sowie nicht unerheblicher Verluste in Ungarn und aus dem Verkauf der defizitären Ukraine-Tochter. Netto konnte die mit Osteuropa eng verflochtene Großbank 483,5 Millionen Euro Gewinn einfahren. 2011 hatte die Erste wegen milliardenschwerer Abschreibungen noch einen Horrorverlust von 718,9 Millionen Euro geschrieben.

Bei Zukäufen will Treichl künftig vorsichtiger sein. In Polen etwa will er abwarten, weil die Banken dort "derzeit um einiges zu teuer sind". Abzuwarten bleibt auch, ob die Erste bei der Serbien-Tochter der Hypo Alpe Adria zuschlagen wird. Interessiert ist sie. "Aber es muss unseren Preisvorstellungen entsprechen", betonte Treichl.