Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Erst kürzlich war Iris Apfel in Wien zu Gast. Wer ist denn das schon wieder, mögen manche fragen. Das ist die wahrscheinlich stilvollste Nonagenarierin unserer Zeit. Und was ist schon wieder eine Nonagenarierin? Das ist eine Dame, die das neunzigste Lebensjahr schon überschritten hat. Frau Apfel, sie kommt natürlich aus New York, hält nicht viel davon, sich in Rentnerbeige zu hüllen, farbige Outfits sind keine Altersfrage. Ihr bekanntestes Markenzeichen sind ihre riesigen Brillen, die ihr zierliches Gesicht fast erschlügen -wenn sie nicht so großartig selbstbewusst wäre, dass so ein Fahrrad auf der Nase gar nicht ins Gewicht fällt. Nun ist es aber vielleicht ganz gut, dass Iris Apfel schon wieder abgereist ist. Denn so haben heimische Pensionistinnen größere Chancen, wenn in Kürze die "Miss Grande Dame" und der "Mister Grand Seigneur" gewählt werden. Der Titel mit der etwas tollpatschigen Verdopplung gebührt den elegantesten 60pluslern Österreichs. Auf der Homepage zur Veranstaltung (miss-grandedame.at) gibt es ein Video, in dem Pensionisten gefragt werden, ob sie mitmachen würden. Ein jung gebliebener Herr meint hierzu: "Ja freilich. Ich hab immer noch 69 Kilo, das müsste schon gehen. Und den Hut lass ich auf, dann sieht man die Glatze nicht." Und eine Dame im Leopardenmantel, ganz pragmatisch: "Ich zieh mich immer frisch an in der Früh. Stell dir vor, ich fall hin und komm ins Spital, verdreckt und schiach, die schauen mich ja gar nicht an."
Das ist Stil, der mit Lebenserfahrung einhergeht - ganz wie es sich die Veranstalter wünschen. Auch einmal einen Preis wert.