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Beihilfenstreit auf Strecke Wien-Salzburg

Von Claudia Peintner

Wirtschaft
Ein Westbahn-Ticket von Salzburg nach Wien wird 23,80 Euro kosten, das ist der Preis eines ÖBB-Vorteilscard-Tickets auf dieser Strecke.

ÖBB-Subventionen erzürnen Konkurrent Westbahn - der selbst Beihilfen kassiert.


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Wien. Der erste Angriff der Westbahn mit Billig-Tickets auf den Mitbewerber ÖBB dauerte nur kurz: Innerhalb weniger Stunden waren die 7500 Billigtickets für 7,50 Euro für Wien-Salzburg-Bahnfahrten im Internet ausverkauft. 17 Tage vor Aufnahme des Fahrbetriebs macht der neue Zuganbieter nicht nur mit Kampfpreisen auf sich aufmerksam, sondern will gleichzeitig gegen Kampfpreise der Österreichischen Staatsbahn vorgehen. Konkret mit Wettbewerbsklagen: "Wir wollen kippen, dass auf subventionierten Strecken Billigtickets der ÖBB angeboten werden", sagte Westbahn-Geschäftsführer Stefan Wehinger am Donnerstag. Die ÖBB erhielten für fast alle Strecken in Österreich hohe direkte Subventionen durch die Leistungsbestellung.

"Es wäre für uns ein ökonomischer Selbstmord, die hochsubventionierte Südbahn-Strecke zu bedienen", so der ehemalige ÖBB-Personenverkehrsvorstand. Prinzipiell begrüße er, dass die Eisenbahn auch abgelegene Strecken anfährt, die nicht betriebswirtschaftlich geführt werden können. Doch die ÖBB könnten dadurch 60 bis 70 Millionen Euro pro Jahr verdienen und für den Wettbewerb gegen die Westbahn verwenden, klagte er.

Vorteil durch Verkehrsverbund

Die ÖBB Personenverkehrs AG reagiert gelassen auf die Westbahn-Kritik: Die Aktionsangebote der ÖBB würden derzeit nur im Zuge der Eröffnung der Bahnhof-City-West erfolgen. "Die Strecke Wien-Salzburg, die sich Hans Peter Haselsteiner als Kirsche herausgepickt hat, wird nicht vom Staat subventioniert", sagt eine ÖBB-Sprecherin. Die Westbahn hätten auf dieser Strecke dieselben Vorteile wie die ÖBB.

Tatsächlich wird auch der neue Bahnanbieter den Bahnhof nicht ohne öffentliche Gelder im Gepäck verlassen. Durch die drei Mitgliedschaften im Oberösterreichischen und Salzburger Verkehrsverbund sowie - seit gestern auch - im Verkehrsbund Ostregion erhält die Westbahn aufgrund der günstiger angebotenen Verbund-Tarife Ticket-Zuschüsse der Bundesländer. Auch für die Infrastrukturbenützung - vom Schienenbenützungsentgelt bis hin zu Stromkosten - werden nur anteilig bis zu 30 Prozent der tatsächlichen Kosten verrechnet. Der Rest muss vom Staat kommen, so sieht es eine EU-Richtlinie vor.

Benachteiligt fühlt sich die Westbahn derzeit noch, weil die ÖBB die Westbahn-Züge nicht ins ÖBB-Fahrplaninformationssystem "Scotty" aufnehmen wollen. Ein heißes Eisen bleibt das Thema Rauchen. Um das Rauchen im Zug zu ermöglichen, hat die Westbahn eine Million Euro in eigene Raucherinseln investiert. Das Gesundheitsministerium sieht Rauchen im Zug allerdings durch das Tabakgesetz als verboten an. Ob der Glimmstängel nun tatsächlich ab 11. Dezember angezündet werden darf, müssten Juristen entscheiden, so Wehinger.

Die künftigen Mobilitätspartner der Westbahn: Bei Online-Buchung erhalten ÖAMTC-Mitglieder 10 Prozent Ermäßigung. Für das AUA-Programm Miles & More gibt es beim Ticketkauf Flugmeilen. Ebenfalls an Bord ist der Autovermieter EasyMotion.

Ab 11. Dezember nimmt die Westbahn als zweiter Bahnbetreiber neben den ÖBB auf der Strecke Wien-Salzburg ihren Betrieb auf. Im ersten Jahr geht es 14 Mal pro Tag von Wien nach Salzburg und zurück, ab 2012 will man die Verbindung auf 18 Mal ausweiten. Gefahren wird mit sieben Doppelstockzügen der Schweizer Firma Stadler.

Geworben wird mit Ledersitzen, gratis W-LAN, einem Kundenbetreuer pro Wagen und vier Cafes pro Zug. Zur Ausstattung gehören auch getrennte WCs für Damen und Herren. Die Eigentümerstruktur der Westbahn-Muttergesellschaft Rail Holding AG ist zu drei Viertel privat. Strabag-Chef Hans-Peter Haselsteiner und der Ex-ÖBB-Personenverkehrsmanager Stefan Wehinger halten jeweils 25,93 Prozent, die Schweizer Augusta Holding ist mit 22,21 Prozent dabei. Frankreichs Staatsbahn SNCF hält 25,93 Prozent.

Neue Westbahn
Ab 11. Dezember nimmt die Westbahn als zweiter Bahnbetreiber neben den ÖBB auf der Strecke Wien-Salzburg ihren Betrieb auf. Im ersten Jahr geht es 14 Mal pro Tag von Wien nach Salzburg und zurück, ab 2012 will man die Verbindung auf 18 Mal ausweiten. Gefahren wird mit sieben Doppelstockzügen der Schweizer Firma Stadler.
Geworben wird mit Ledersitzen, gratis W-LAN, einem Kundenbetreuer pro Wagen und vier Cafes pro Zug. Zur Ausstattung gehören auch getrennte WCs für Damen und Herren. Die Eigentümerstruktur der Westbahn-Muttergesellschaft Rail Holding AG ist zu drei Viertel privat. Strabag-Chef Hans-Peter Haselsteiner und der Ex-ÖBB-Personenverkehrsmanager Stefan Wehinger halten jeweils 25,93 Prozent, die Schweizer Augusta Holding ist mit 22,21 Prozent dabei. Frankreichs Staatsbahn SNCF hält 25,93 Prozent.