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Gemeinhin pflegt das Glück getreu den Spuren des "Kaisers" zu folgen. Fast allem, was Franz Beckenbauer jemals angefasst hat, war Erfolg beschieden: Weltmeister war er als Spieler und Trainer, und es ist kaum vorstellbar, wie Deutschland zum Austragungsort dieser WM hätte werden können, wäre nicht Beckenbauer gewesen.
Die US-Fans blieben ihren traditionellen Sportarten Football, das mit einem Eierlaberl-Ball gespielt wird, Baseball, Basketball und Eishockey treu. Dem runden Leder jagen hier lediglich Latinos und die obere Mittelschicht mit nennenswerter Leidenschaft nach. Das WM-Finale 2002 zwischen Brasilien und Deutschland verfolgten in den USA magere 3,9 Millionen Zuseher via TV. Die diesjährige Super Bowl, das Finale der US-Football-Liga, fesselte dagegen 95 Millionen vor dem Fernseher.
Der britische "Economist" hat kürzlich die emotionale Distanz der USA gegenüber dem einzig wahrhaft globalen Sport - die laufende WM wird in 189 Länder mit fünf Milliarden Menschen übertragen - als ein weiteres Beispiel für deren "Sonderrolle" in der Welt bezeichnet. Nirgendwo sonst ließe sich mit Anti-Fußball-Aussagen politische Stimmung machen. Der Republikanische Senator Jack Kemp und ehemalige Football-Profi hat einmal sogar den "europäisch-sozialistischen Soccer" mit dem "demokratisch-kapitalistischen Football" vergleichen.
Dass die USA ihre Fußball-Abstinenz bis heute so konsequent aufrechterhalten, überrascht. Denn ansonsten bestimmen die USA, was der Welt gefällt -von Hollywood über Musik bis hin zu Fast Food. Zudem geht es bei diesem Sport um Big Business: Unvorstellbare Summen werden hier rund um den Globus umgesetzt und verdient. Die US-Wirtschaft hat das wohl erkannt - das amerikanische Bud-Bier ist einer der Hauptsponsoren in Deutschland. Nur die eigenen Bürger lassen sich nicht vom Reiz des Spiels überzeugen.
Und dennoch bringen es die US-Fußballer zu erstaunlichen Erfolgen: Sie rangieren in der Weltrangliste der Fifa auf dem hervorragenden fünften Platz - das Fußball-Mutterland England nur auf Platz 10, Österreich gar nur auf Platz 79. Die US-Girls sind sogar die Nummer zwei.
Wobei die gute Platzierung doch relativiert werden muss: In ihrem Verband (Nord- und Zentralamerika sowie Karibik) ist die Liste schwerer Gegner äußerst überschaubar. Da lässt sich leicht Punkte sammeln.