Im "Grätzel-Café" konnten am Dienstag die Bürger Ideen einbringen.
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Wien. Die Entwicklung des innerstädtischen Zentrums am ehemaligen Nordbahnhof geht weiter. Nun sind die Bürger aufgefordert, ihre Ideen für ein Leitbild einzubringen. "Das Gesamtkonzept steht zwar schon und wird auch nicht mehr verändert, bei der Software können die Bürger aber noch mitreden", meint Alexandra Madreiter von der MA 21A (Stadtteilplanung und Flächenwidmung). Bis 2025 sollen auf dem 85 Hektar großen Areal des ehemaligen Nordbahnhofs in der Leopoldstadt 10.000 Wohnungen entstehen.
Wunsch nach ausreichend Grünflächen
Im Rahmen von zwei Veranstaltungen wurden die Ideen der Wiener für das Areal eingeholt. "Im Vordergrund stand immer der Wunsch nach ausreichend Grünflächen. Den Leuten ist es wichtig, dass der Baumbestand auf dem Gelände erhalten bleibt", so Madreiter. Ein weiteres Anliegen sei, den Durchzugsverkehr vom neuen innerstädtischen Zentrum fernzuhalten. "Die Wiener wünschen sich auch Geschäfte, Cafés und eine gute Vernetzung mit der Umwelt." Im Rahmen eines "Grätzel-Cafés" in der Messehalle hatten die Wiener gestern die Möglichkeit, ihre Wünsche zu äußern. Anwesend waren dabei auch Experten, die sich die Anregungen der Bevölkerung anhörten.
"Wir setzen auf Beteiligung und bringen Experten und Expertinnen aus den Bereichen Architektur, Stadtplanung, Verkehrsplanung, Ökologie, Freiraumplanung sowie die Wienerinnen und Wiener an einen Tisch, um gemeinsam die beste Entwicklung zu erarbeiten", erklärt Wiens Planungsstadträtin Maria Vassilakou der "Wiener Zeitung".
Im Zuge der weiteren Planung soll das "Grätzel-Wissen" der Wiener laufend eingebunden werden. Im Rahmen von Veranstaltungen und Workshops können die Bürger Anregungen und Vorschläge einbringen. "Konkret sollen sich die Bürger fragen, wie sie in dem neuen Stadtteil wohnen möchten; welche kulturellen Einrichtungen sie beispielsweise brauchen", erklärt Madreiter. Bei den Wohnungen, die auf dem Areal entstehen sollen, wurde auf geförderten Wohnbau gesetzt. 80 Prozent der Wohnungen sind gefördert. Leistbare Wohnungen, speziell für junge Leute, sollen auf dem Gelände gebaut werden. "Wir wollen eine soziale Durchmischung erreichen und deshalb wird es Wohnungen in verschiedenen Preiskategorien geben", sagt Madreiter. Rund 4000 Wohnungen werden bereits bis zum nächsten Jahr fertig sein.
Darüber hinaus sollen auf dem Areal Geschäfte, Cafés und ein Schulcampus entstehen. Das gesamte Nordbahnhof-Gelände hat fast die Größe des achten Bezirks und wird als bedeutendste innerstädtische Entwicklungszone Wiens bezeichnet. 20.000 Arbeitsplätze sollen auf dem Areal geschaffen werden.
"Leitbild-Nordbahnhof" gab es bereits im Jahr 1994
Bereits 1994 wurde das "Leitbild Nordbahnhof" für das - großteils im Besitz der ÖBB stehende - Areal im Gemeinderat festgelegt. Dieses städtebauliche Leitbild gilt als Grundlage für alle weiteren Entwicklungen. Laut der Stadt war es durch geänderte Rahmenbedingungen im städtebaulichen Bereich notwendig, das Leitbild zu erneuern. Zu diesen Rahmenbedingungen zählen die Verschmälerung der Gleistrasse am Nordbahnhof-Gelände und der Entfall des Verbindungsgleises zur Donauländebahn.
Städtebaulicher Ideenwettbewerb 2012
Im Jahr 2012 veranstaltete die Stadt Wien einen städtebaulichen Ideenwettbewerb. Mit der Idee einer grünen Mitte und einer Verdichtung am Rand des Nordbahnhof-Areals gewann das Wiener Architektenbüro "Studiovlay" den Wettbewerb.
Der Plan von "Studiovlay" sieht die Vermeidung des Neubaus von Straßen auf dem Areal vor, da durch die Randbebauung alle Bauflächen an bereits bestehenden Straßen liegen. Das Areal des Nordbahnhofs wird von den Straßenzügen Lassallestraße, Vorgartenstraße beziehungsweise Engerthstraße, Innstraße, Dresdner Straße, Nordbahnstraße und dem Praterstern begrenzt.
Die freie Fläche in der Mitte des Geländes soll als Erholungsfläche angelegt werden. "Wir haben hier die einzigartige Chance, einen neuen Grün- und Freiraum zu schaffen und diesen mit anderen Erholungsräumen wie dem Prater zu verbinden", meint Vassilakou.
Anstatt das Gebiet flächig zu bebauen, werden die großen Grünflächen Augarten, Donauinsel, die zukünftige grüne Mitte am Nordwestbahnhof und der zentrale Parkraum des Nordbahnhofs miteinander verbunden. Bestehende Elemente wie beispielsweise der Bahndamm sollen erhalten bleiben.
Das Planungsteam setzt sich aus dem Architekturbüro "Studiovlay" und den Freiraumplanern von "Agence Ter" zusammen. Für die Verkehrsplanung ist das Büro "Käfer" zuständig. Unterstützt wird das Planungsteam von Experten, Unternehmen und Interessensvertretungen.
Bebauungsplan bis Ende 2014 fertig
So bald wie möglich soll nun laut Madreiter der Bau losgehen. "Zuerst müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt werden und die Politik das Leitbild absegnen. Wir rechnen damit, dass das bis zum Frühjahr 2014 erledigt ist", so Madreiter. Ende 2014 solle der Flächenwidmungs- und Bebauungsplan fertig sein "und danach liegt es natürlich an den Bauträgern, wie schnell es losgehen kann."