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Beim Pensionsalter "auf lange Sicht" handeln

Von Karl Ettinger

Politik

PVA-Generaldirektor Pinggera sieht jede Menge neuer Herausforderungen.


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Bei der Debatte über ein höheres gesetzliches Pensionsalter über 65 Jahren herrscht in Österreich derzeit - abgesehen von einigen Expertenstimmen - Funkstille. Im Mittelpunkt stehen die Bemühungen der jeweiligen Bundesregierungen, das tatsächliche Pensionsalter von derzeit im Schnitt gut 60 Jahren anzuheben.

Der Generaldirektor der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), Winfried Pinggera, ist überzeugt, dass dies auf Dauer nicht reichen wird. Wenn man ein höheres Pensionsalter über 65 Jahre hinaus angeht, "müssen wir es in einem langen Vorlauf tun", mahnte Pinggera allerdings am Donnerstag im Rahmen der Denkwerkstatt im steirischen Benediktinerstift St. Lambrecht.

"Wenn wir etwas tun, bitte tun wir es lange nach vorne", formulierte Pinggera, der in der schwarz-blauen Regierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel maßgeblich an Reformen zur Eindämmung der Frühpensionen mitgearbeitet hat. Als Bestätigung, dass auch das gesetzliche Pensionsalter wichtig für den späteren Antritt des Ruhestandes ist, sieht er Daten über den Pensionsantritt in Österreich.

Dabei zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen Menschen, die nur in Österreich gearbeitet haben, und jenen, die auch durch Arbeit etwa in Deutschland, Pensionsansprüche erworben haben. So geht die erste Gruppe im Schnitt bereits mit 53,7 Jahren in Berufsunfähigkeits- oder Invaliditätspension, jene mit Berufszeiten auch im Ausland hingegen erst mit 57,2 Jahren.

Pensionszuschuss drei "läppische" Milliarden höher

Der PVA-Generaldirektor verwies wenige Tage vor der Budgetrede am kommenden Mittwoch im Nationalrat auch auf die Entwicklung der Pensionszuschüsse des Bundes. Diese steigen von derzeit 10,4 Milliarden Euro bis 2025 auf 13,3 Milliarden Euro und damit um rund drei Milliarden Euro. "Eine läppische Differenz", meinte Pinggera mit einem Seitenhieb. Denn das alles sei "derzeit kein Thema".

Bei der Denkwerkstatt, einer Tagung, bei der sich heuer alles um das Thema Humankapital und Nachhaltigkeit dreht, äußerte sich der PVA-Chef auch kritisch zu dem von der türkis-grünen Koalition ab 2022 eingeführten Frühstarterbonus auf die Pension für Arbeitszeiten vor dem 20. Lebensjahr. Dieser Bonus wurde als Ersatz für die ab 2022 wieder abgeschaffte Frühpension ohne Abschläge nach 45 Arbeitsjahren beschlossen. 2022 wird dadurch zwar nur mit 15 Millionen Euro an Mehrkosten gerechnet. Bis zum Jahr 2060 werden es aber nach den Zahlen, die Winfried Pinggera vortrug, bereits satte 756 Millionen Euro an Mehrkosten sein.

Als besondere Herausforderung erachtete er aber auch die Einschränkungen aufgrund des Datenschutzes im Gesundheitsbereich. Als Beispiel führte er an, wenn "Lieschen Müller" starke schmerzstillende Medikamente verschrieben bekomme, dies die PVA aber nicht wissen dürfe. Damit falle auch die Möglichkeit weg, Lieschen Müller als Ersatz eine langfristig viel effektivere Rehabilitation statt der Schmerzmittel anzubieten.