Zum Hauptinhalt springen

Beinharter Preiskampf über den Wolken

Von Simon Rosner

Wirtschaft

Kollateralschaden eines Wettkampfes der Billigairlines: AUA und Lufthansa mit schlechtem Halbjahr 2019.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 5 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Das erste Quartal rot, das zweite schwarz. Was die AUA am Dienstag präsentierte, ist für eine Airline grundsätzlich nichts Ungewöhnliches. Die Menschen fliegen einfach in der wärmeren Jahreszeit öfter, das nun laufende dritte Quartal ist das lukrativste. Doch heute war das erste Quartal besonders rot und das zweite nicht ganz so schwarz. Die Folge: Austrian schloss das erste Halbjahr negativ mit einem Minus von 53 Millionen Euro ab.

Noch hat Finanzvorstand Wolfgang Jani die Hoffnung, dass am Ende des Jahres ein Gewinn steht. Oder mehr noch: die Erwartung. Doch auch im besten Fall wird der Gewinn geringer ausfallen als in den Jahren davor, als man mit Plus 93 Millionen Euro (2017) und 83 Millionen Euro (2018) das Jahr beschloss.

Das ist insofern von Bedeutung, da die Lufthansa, der Mutterkonzern, der AUA aufgetragen hat, jedes Jahr zumindest einen dreistelligen Gewinn einzufahren. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass weiter in die Flotte investiert werde. Erreicht hat die AUA dieses Gewinnziel bisher noch nie, war aber zuletzt zweimal knapp dran. Diesmal nicht.

Doch Jani glaubt nicht, dass deshalb aus Deutschland nun negative Signale kommen. "Man geht nicht davon aus, wenn einmal ein schlechtes Jahr dabei ist, dass man gleich die ganzen Investitionspläne verwirft", sagt Jani.

Drei Billigairlines kämpfen um Wien

Derzeit sind die Rahmenbedingungen für die Fluglinie nicht gerade einfach, das könnte sich jedoch mittelfristig ändern. Das Ende von Niki/Airberlin, den Platzhirschen in Schwechat bei Billigfluglinien, hat dazu geführt, dass sich nun drei Billigairlines angesiedelt haben: Lauda, eine Tochter der Ryanair, die aus den Resten von Niki hervorgegangen ist, dazu kommt die spanische Level, die der International Airlines Group (Iberia, British Airways, Aer Lingus, Vueling) angehört, sowie der ungarische Anbieter Wizz, den es zwar seit 2003 gibt, der aber seit einem Jahr eine Basis in Wien unterhält und vor allem Destinationen im Osten und Südosten Europas anfliegt.

Dass sich diese drei Fluglinien dauerhaft alle in Wien halten, glaubt man bei der AUA nicht. Doch es sind eben drei recht große und finanziell potente Airlines, die sich derzeit zumindest einen sehr intensiven Preiskampf liefern. Für den Flughafen Wien ist das natürlich erfreulich, der Zuwachs bei den Passagierzahlen bewegt sich seit Monaten im zweistelligen Prozentbereich. Für die AUA ist es eher bitter. "Das spüren wir im Ergebnis", sagt AUA-Sprecher Peter Thier.

Willst du diesen Inhalt sehen? Gib den anderen Cookies grünes Licht.

Wiener Zeitung Logo

Cookie Einstellungen

Ohne Cookies funktioniert die Website wienerzeitung.at nur eingeschränkt. Für eine sichere und einwandfreie Nutzung unserer Website werden daher technisch notwendige Cookies verwendet. Für die Darstellung von Inhalten von Drittanbietern (YouTube und APA) werden Session-Cookies gesetzt. Bei diesen kann eine Datenübermittlung in ein Drittland stattfinden. Ihre Einwilligung zur Setzung genannter Cookies können Sie jederzeit unter "Cookie Einstellungen" am Seitenende widerrufen oder ändern. Nähere Informationen zu den verwendeten Cookies finden sich in unserer Datenschutzerklärung und in unserer Cookie-Policy.

Technisch notwendig
Youtube
Andere

Es ist auch einer der Gründe, weshalb das Ergebnis im ersten Halbjahr dürftig ausgefallen ist. Der Preiskampf der Billigairlines kostet die AUA nach eigenen Angaben einen zweistelligen Millionenbetrag. "Wir gehen davon aus, dass irgendwann eine Marktbereinigung stattfinden wird, denn zu diesen tiefen Preisen kann keine Airline langfristig ökonomisch wirtschaften", erklärt Finanzchef Jani. Bei der Zahl der Fluggäste hat man um 6 Prozent zulegen können.

Es gibt aber noch einen zweiten Grund für das rote erste Halbjahr: der Kerosinpreis. Er ist um 17 Prozent gestiegen (oder 34 Millionen Euro), und auch die Technikkosten haben einen Sprung nach oben gemacht, und zwar gleich um 47 Prozent. Dies deshalb, da heuer bei mehr Flugzeugen als üblich große (vorgeschrieben) Wartungen fällig waren.

Warnung vor Kerosinsteuer nur in der EU

Dass der Preis von Kerosin volatil ist, damit haben die Fluglinien zu leben gelernt. Der Preis war vor Jahren auch bereits deutlich über dem heutigen. Eine andere Sache ist aber das Thema Besteuerung. Dieses ist im Zuge der globalen Klimadiskussion wieder aufgeflammt. Erst im Mai war eine Studie, die von der EU-Kommission in Auftrag gegeben worden war, an die Medien geleakt worden. Demnach könnte eine europäische Steuer auf Flugbenzin den Kohlendioxid-Ausstoß aus der Luftfahrt um elf Prozent drücken. Kerosin ist bis heute steuerfrei.

Jani warnt vor einem europäischen Alleingang. "Wenn, dann hat es weltweit zu geschehen", sagt er. Sonst würden US-Airlines wie United oder Fluggesellschaften aus den Golf-Staaten mit steuerfreiem Kerosin fliegen, womit es keinen fairen Wettbewerb mehr gäbe. Jani fordert vielmehr öffentliche Investitionen in alternative Kraftstoffe.

Vor allem die großen staatlichen Airlines von der Arabischen Halbinsel, etwa Qatar, Emirates oder Saudia, haben bereits jetzt nicht nur einen Heimvorteil beim Treibstoff. Sie sind auch nicht unter einem Gewinndruck wie etwa die AUA. Sie drücken gewissermaßen von oben, während die Billigfluglinien die Austrian von unten in die Mangel nehmen.

Auch die Mutter Lufthansa bekam dies zu spüren. Im Jahresvergleich brach der Gewinn im ersten Halbjahr um 60 Prozent ein, doch immerhin schrieb die Lufthansa schwarze Zahlen. Auch die Swiss, die ebenfalls Teil des Konzerns ist, lieferte kein besonders gutes Ergebnis, sie kann aber im Gegensatz zur AUA auf eine bessere Kostenstruktur verweisen, nachdem sie nach einer Insolvenz neu anfangen konnte - mit neuen Verträgen. Lufthansa-Finanzchef Ulrik Svensson erklärte, in den Märkten Schweiz und Österreich zu bleiben. Sie seien für die Lufthansa immer noch attraktiv. Gut für die AUA.