Bauern träumen vom Wohlstand, doch es gibt wenig Lohn und Streit um Land.
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Maputo/Wien. Sie versprechen Entwicklung, Arbeit und Wissenstransfers - Investoren, die in ärmeren Ländern Acker- oder Waldflächen aufkaufen. Die Realität vor Ort wird aber von der Bevölkerung oft ganz anders erlebt.
Beispiel Mosambik: Dort bewirtschaftet das Unternehmen Chikweti Forests in der Niassa-Provinz 14.400 Hektar Wald, in dem hauptsächlich Föhren und Eukalyptus angepflanzt werden. Als das Projekt vor einigen Jahren losging, gab es große Versprechen an die Dorfgemeinschaften. "Es wurde die Illusion verbreitet, dass es gute Löhne geben würde und die Leute sich schöne Häuser bauen könnten", berichtet Pessigo Namacha, Koordinator des kleinbäuerlichen Verbandes UPCN in der Provinz, der "Wiener Zeitung" anlässlich seines Wien-Besuchs. Doch davon hat die Bevölkerung wenig gesehen. Mittlerweile sitzt der Frust so tief, dass sogar Pflanzungen von Chikweti Forests von aufgebrachten Dorfbewohnern zerstört wurden.
Geschenke für Dorfanführer
Ein weiterer Kritikpunkt von Namacha: Die Kommunikation mit der Bevölkerung hätte nicht funktioniert. Chikweti hätte sich nur an die Anführer der Dorfgemeinschaften gewandt. Diese hätten oft Geschenke wie Motorräder und auch gute Jobs auf den Plantagen erhalten. Zudem hätte die Firma ausgenutzt, dass die Dorfanführer oft nur wenig Schulbildung besitzen. Diese hätten Dokumente unterschrieben, ohne wirklich zu wissen, um was es ging. "Das hat es dem Unternehmen erleichtert, an Land zu kommen", sagt Namacha. Land, das viele Bauern als ihr Eigentum ansehen.
Chikweti ist ein Tochterunternehmen des Global Solidarity Forest Fund (GSFF), eines europäischen Investmentfonds, der unter anderem von der schwedischen Lutherischen Kirche mitgegründet wurde. Trotz mehrerer Versuche der "Wiener Zeitung" war es nicht möglich, eine Stellungnahme von GSFF zu erhalten. Auf seiner Homepage gibt der Fonds die Reduzierung der Armut in Mosambik als eines seiner Ziele an. Und er räumt ein, dass es bei Projekten Probleme gegeben und man daraus die Konsequenzen gezogen habe. Tatsächlich wurde kürzlich das Management in Niassa ausgewechselt. Dass die Investoren versuchen, die Situation zu verbessern, bestätigt auch Namacha. "Das Wort Optimismus möchte ich aber noch nicht in den Mund nehmen."
Der Bauernvertreter befand sich auf Einladung der NGO Fian, die sich für das Recht auf Nahrung einsetzt, in Österreich. Zu Gast war auch Eugnelio Pedro Buquine, der für den nationalen Kleinbauernverband UPCN die Auswirkungen der Investorentätigkeit in Mosambik federführend untersucht hat. Die Probleme mit den Investoren sind offenbar immer wieder die gleichen. Die Bauern hoffen auf Wohlstand durch die ausländischen Plantagen, doch dann gibt es nur kurzfristige Verträge. "Und die Löhne reichen oft nicht aus, um die Familie zu ernähren", klagt Buquine.
Geringere Ernten
Die Ernten in Mosambik werden wegen des Klimawandels ohnehin immer schlechter, und die Investoren sind nun auch keine Hilfe. "Einige lokale Bauern haben aufgehört, Nahrungsmittel zu produzieren, weil sie für die Unternehmen arbeiten", erzählt Buquine.
Die Regierung wiederum locke die Unternehmen ins Land. "Doch dann fehlen ihr die Mittel, um die Umsetzung der Projekte zu überwachen." Die ausländischen Investoren - sie kommen aus Europa, aber auch aus China und Brasilien - werden jedenfalls immer mehr und sind laut Buquine schon in allen Provinzen des Landes tätig. "Unsere Organisation ist nicht dagegen, dass Investoren ins Land kommen", sagt er. "Nur sollten beide Seiten etwas davon haben - die Unternehmen und die Bauern. Derzeit profitieren aber nur die Investoren."