Tony Hayward versuchte im US-Kongress, das Vertrauen in BP wiederherzustellen. | Schätzungen: Noch über sieben Milliarden Liter Öl im Bohrloch. | Öl würde noch zwei bis vier Jahre ins Meer fließen. | Washington. In der Ölquelle unter dem beschädigten Bohrloch im Golf von Mexiko befinden sich nach Schätzungen von BP noch mehr als sieben Milliarden Liter Öl. BP-Chef Tony Hayward nannte diese Zahl am Donnerstag vor vor einem Ausschuss des US-Kongresses. Damit würde die Quelle noch immer 94 bis 97 Prozent ihres Öl enthalten.
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Angesichts der Geschwindigkeit, mit der das Öl derzeit austritt, würde es zwei bis vier Jahre dauern, bis die Gesamtmenge ins Meer geflossen ist.
Hayward gestand vor dem US-Kongress schwere Versäumnisse ein und reagierte damit auf die politische Kritik an seinem Konzern. Eine "beispiellose Serie von Fehlern" habe zu der Ölpest im Golf von Mexiko geführt, die niemals geschehen dürfen, sagte Hayward am Donnerstag vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses in Washington. BP werde den finanziellen Folgen des Disasters gewachsen sein, beteuerte er.
"Wir werden nicht ruhen"
Hayward sagte den Abgeordneten sein Bemühen zu, verlorengegangenes Vertrauen in BP wiederherzustellen. "Ich weiß, dass nur Taten und Ergebnisse, nicht aber reine Worte dies erreichen können", sagte er. "Ich gebe Ihnen mein Versprechen als Chef von BP, dass wir nicht ruhen werden, ehe wir die Aufgabe erledigen." Er selbst sei "am Boden zerstört" über dieses "schreckliche Ereignis".
Viele Abgeordnete des Energieausschusses, der Hayward vorgeladen hatte, stellten den Konzernchef mit scharfen Kommentaren zur Rede. Der BP-Chef müsse schlimmstenfalls mit einem "goldenen Handschlag daheim in England" rechnen, sagte Sitzungspräsident Bart Stupak. "Wir in Amerika hingegen müssen mit den schrecklichen Folgen der Missachtung leben, die BP gegenüber Sicherheitsbestimmungen gezeigt hat." Der Abgeordnete Henry Waxman warf Hayward vor, an der Sicherheit gespart zu haben. "Unter ihrer Führung hat BP extreme Risiken in Kauf genommen", sagte er zu Hayward.
Ursache noch nicht geklärt
Hayward bat um Verständnis dafür, dass die genauen Ursachen der Explosion auf der Förderplattform "Deepwater Horizon" am 20. April und das anschließende Versagen der Sicherheitssysteme noch nicht geklärt seien. Es seien noch ausgiebige Untersuchungen des Hergangs nötig, sagte er.
Der Konzernchef nahm Bezug auf eine fast zwei Monate alte BP-interne Untersuchung. Diese konzentriere sich auf Pannen bei insgesamt sieben Sicherheitsmechanismen, die eigentlich den Unfall hätten verhindern oder zumindest das Ausmaß der Ölpest hätten eindämmen sollen. Der BP-Chef nannte unter anderem den Zement zur Abdichtung des Bohrlochs, die Ummantelung der Quelle, die dem selben Zweck dienen sollte, sowie die Sicherheitsventile.
Hayward zeigte sich in der Anhörung zuversichtlich, dass sein Konzern die finanziellen Lasten des Unglücks werde schultern können. Am Vortag hatte sich BP auf Druck der US-Regierung bereiterklärt, 20 Milliarden Dollar (16,2 Mrd. Euro) in einen Entschädigungsfonds zu zahlen.
Bei der Anhörung bekam der Konzernchef auch Rückendeckung von den oppositionellen Republikanern. Der Abgeordnete Joe Barton aus Texas bezeichnete den politischen Druck als "beschämend", mit dem die Regierung von US-Präsident Barack Obama den Entschädigungsfonds durchgesetzt habe. Barton sprach von "Erpressung". (APA/AFP/apn)
Dossier: Ölpest