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Belgrader Millionen-Risiken en "Blok"

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Stadtviertel Blok 67 löst Verdacht auf Geldwäsche aus. | Da, wo früher die Partei residierte, sitzt nun die Hypo. | Belgrad/Wien. "Ich sage es Ihnen als Freund: Wenn Sie da nicht hineingehen müssen, dann sollten Sie auch nicht hineingehen." Die Sorge des Belgrader Taxifahrers um die Gesundheit seines Fahrgastes, als dieser erklärt, zur Zentrale der Hypo-Serbien fahren zu wollen, ist echt. Sie hat jedoch nichts mit Gerüchten über das eine oder andere angeblich dunkle Finanzierungsgeschäft der Bank zu tun, sondern mit dem Gebäude an sich.


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Wer von Westen her über die Autobahn ins Stadtzentrum kommt, kann - vor allem nachts - die Hypo gar nicht übersehen: In blau beleuchteten Lettern prangt der Firmenname über dem sogenannten Usce-Tower. Dieser war einst der Hauptsitz der kommunistischen Partei, nun hat sich die Bank in die obersten zehn Etagen eingemietet. Dazwischen ist allerdings einiges passiert - und das ist der eigentliche Grund für die Warnung des Taxlers.

1999 hat die Nato den Turm im Rahmen ihrer Angriffe auf Belgrad ausgebombt. Ein findiger Immobilienentwickler kaufte - Kennern der Materie zufolge - daraufhin das Areal und drückte den Preis, indem er vorgab, es sei von den Nato-Bomben radioaktiv verstrahlt und müsse teuer dekontaminiert werden. Nicht allzu lange später präsentierte er ein Gutachten, das belegte, dass keinerlei Strahlung (mehr) vorhanden sei. Daraufhin verkaufte er das Areal zu einem guten Preis weiter. In der Belgrader Bevölkerung hat sich die Mär von der Strahlenbelastung jedoch bis heute gehalten.

Für den Blok 67 versucht die Hypo derzeit, Mieter zu finden. Für die Bank geht es um 141 Millionen Euro. Foto: mel

Ganz anderer Natur ist die Belastung für die Hypo. Sie hat für den jetzigen Eigentümer des Turms - die MPC-Holding des serbischen Immobilienmoguls Petar Matic - zahlreiche Projekte mit Krediten finanziert. Unter dem Firmennamen "Usce Tower I d.o.o." findet sich in einem internen Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) per 30. Juni 2009 ein Bruttovolumen von 60,1 Millionen Euro. Dazu kommen noch Kredite, die die Hypo ehemaligen Projekten ihrer eigenen früheren Beteiligungsgesellschaft - den sogenannten Hypo-Consultants - gewährt hat. Teile der Consultants wurden über Umwege an Matic verkauft.

Ein Projekt, das regelmäßig für Schlagzeilen sorgt, ist der sogenannte Blok 67. Gemeinsam mit dem wohl größten serbischen Investor, der Delta-Gruppe von Miroslav Miskovic, hat die Hypo im Stadtentwicklungsgebiet Novi Beograd quasi einen ganzen Stadtteil aus dem Boden gestampft.

Errichtet wurden die rund ein Dutzend Wohnblocks - jeder davon hat mehr als zehn Geschoße - für die Universiade 2009. Nun werden unter dem Siedlungsnamen "Belville" Mieter gesucht. Über den Erfolg gibt es unterschiedliche Ansichten. Die Hypo dürfte Mieter jedenfalls mit günstigen Krediten unterstützen.

Für die Bank steht viel auf dem Spiel: Nicht nur, dass sie an der Projektgesellschaft beteiligt ist, der PwC-Bericht zeigt auch ein Kreditvolumen von 140,9 Millionen Euro. Für Aufregung sorgen immer wieder Zahlungsströme rund um einen der Hypo nahe stehenden Kärntner Steuerberater. Die Raiffeisen-Bezirksbank Klagenfurt hat laut "Standard" zuletzt Anzeige wegen des Verdachts auf Geldwäsche erstattet.

+++ Der Fall Hypo