USA wollen ihren versteckten Krieg in Pakistan ausweiten. | Neu Delhi. Ihre Namen erinnern an Hardcore-Computerspiele: Reaper (Mähmaschine), Predator (Raubtier) und Sky Warrior (Himmelskrieger) heißen die unbemannten Flugzeuge, mit denen die USA Angriffe gegen Terrornester im pakistanischen Grenzgebiet fliegt. Nun sollen der verdeckte Krieg auf Belutschistan ausgeweitet werden.
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Belutschistan war immer schon eine unruhige Provinz im Südwesten Pakistans gewesen, in der eigene Gesetze herrschen. Fünf junge Frauen waren im August 2008 lebendig begraben worden, weil sie sich ihren Ehemann selbst aussuchen wollten. "Das sind Jahrhunderte alte Traditionen", rechtfertigte der belutschische Abgeordnete Israr Ullah Zehri später die Tat vor dem Parlament in Islamabad.
Die Region gilt für Ausländer schon lange als unsicher. Vor kurzem wurde ein amerikanischer Mitarbeiter der Vereinten Nationen aus der Hauptstadt Quetta verschleppt.
In Belutschistan wird auch Mullah Omar vermutet, der einäugige Taliban-Führer, der 2001 nach der Invasion der USA und ihrer westlichen Verbündeten aus Afghanistan floh. Amerika überlegt nun offenbar, den Drohnen-Kampf aus der Luft auf die wirtschaftlich und sozial wenig entwickelte Provinz auszuweiten. Manchen US-Beamten glauben, dass die Raketenangriffe in den Grenzgebieten zu Afghanistan die Taliban weiter nach Süden in Richtung Quetta getrieben hat. Sie und andere Aufständische sollen in und um die Hauptstadt Belutschistans Unterschlupf gefunden haben. Die Ausweitung der Kampfzone birgt jedoch einige Risiken.
In Islamabad war das Außenministerium schnell dabei, die Berichte herunterzuspielen. Der Einsatz amerikanischer Hellfire-Raketen auf pakistanischem Boden ist nicht gerade populär. Die Sorge wächst, dass der Krieg aus der Luft nur mehr Feinde auf dem Boden schafft. Pakistan verwehrt sich offiziell gegen die Angriffe, auch wenn es der CIA vermutlich unter der Hand Tipps gibt. Doch die Bombardierung von Zielen in und um Quetta ist riskant, weil zivile Opfer kaum zu vermeiden sind.
Zudem ist Belutschistan eine ganz besondere Provinz. Mit ihren etwa 10 Millionen Einwohnern ist die Region die größte, aber auch die ärmste der vier pakistanischen Provinzen, obwohl sie über Gas und reiche Vorkommen an Bodenschätzen wie Gold, Zink und Kupfer verfügt.
Seit Jahrzehnten sind die Einwohner verbittert darüber, dass die Zentralregierung in Islamabad Gas für Millionen Rupien in andere Teile des Landes pumpt, während die meisten Menschen hier mit Feuerholz auskommen müssen. Über 80 Prozent der Bevölkerung haben weder Trinkwasser noch Strom. Verschiedenste militante Separatistenbewegungen sind im Land aktiv. In Belutschistan, das 1948 von Pakistan zwangseingegliedert wurde, hat es bereits vier Unabhängigkeits-Aufstände gegeben. Der fünfte, der 1994 begann, dauert an. Die geopolitische Bedeutung der Provinz, die an Afghanistan und den Iran grenzt, wächst. Sie ist ein Korridor zwischen Europa, dem Mittleren Osten, Zentralasien und dem indischen Subkontinent.
Projekte wie die geplante Gaspipeline zwischen Indien und dem Iran führen über den Boden Belutschistans.
Eine Ausweitung des verdeckten Anti-Terror-Krieges der USA in der Provinz könnte die Unabhängigkeitsbewegung weiter stärken und die Region noch unruhiger machen. Fraglich ist, ob die pakistanische Zentralregierung den Konflikt in Belutschistan dann noch unter Kontrolle bekommt. Bislang war Islamabad wenig geneigt, sich für einen gerechteren Ausgleich zwischen den Provinzen zu bemühen. Diese imperiale Haltung hat 1971 bereits zur Abspaltung von Ost-Pakistan, dem heutigen Bangladesch, geführt.