Jacobs University Bremen folgt dem Beispiel von Harvard. | Wien. Hochschulfinanzierung ist eine heikle Angelegenheit, die nur allzu oft von knappen Ressourcen geprägt ist.
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Solche Sorgen dürfte die International University Bremen (IUB) zumindest für einige Jahre los sein. Die Jacobs Foundation, eine Schweizer Privatstiftung, investiert insgesamt 200 Millionen Euro in Forschung und Lehre an der deutschen Universität. Aus Dank hat sich die IUB nach dem edlen Spender umbenannt und heißt nun Jacobs University Bremen.
Im angelsächsischen Raum längst Tradition
Was für das europäische Festland zunächst vielleicht befremdlich anmutet, ist im angelsächsischen Raum seit Jahrhunderten gang und gäbe. 1638 vererbte der kinderlose Theologe John Harvard dem College im amerikanischen Cambridge die Hälfte seines Vermögens - 780 Pfund - und seine Bibliothek. Heute gilt die Harvard University mit einem Stiftungsvermögen von 22 Milliarden Euro als reichste Universität der Welt.
Auch andere hochdotierte Eliteschmieden wie Stanford und Yale sind nach ihren Stiftern benannt. Die IUB will sich nun - allerdings mit einem deutlich geringeren Stiftungsvermögen - in diesen erlesenen Kreis einreihen. Die Jacobs Foundation wird aus Erträgen von Unternehmensbeteiligungen gespeist, hat bei einem Gesamtvermögen von über 1,8 Milliarden Euro ein Jahresbudget von rund 25 Millionen Euro und bäckt in Bremen im Vergleich zu den Vorbildern aus Übersee zwar kleinere Brötchen, für den deutschsprachigen Raum könnte das Engagement aber richtungweisend sein. In den nächsten fünf Jahren sollen je 15 Millionen Euro in Forschung und Lehre investiert werden, für 2011 stellt die Foundation weitere 125 Millionen Euro in Aussicht.
In Östereich ist ein solches privates Engagement im Hochschulsektor eher nicht so bald zu erwarten. Das könnte auch am heimischen Stiftungsrecht liegen. Hans Pechar, Experte für Hochschulfinanzierung, vermutet, dass dieses wenige Anreize schaffe, Stiftungen zur Finanzierung gemeinnütziger Zwecke einzusetzen. Der derzeitige Trend zu Stiftungsprofessuren, die von privaten oder öffentlichen Einrichtungen auf Zeit an einer Universität eingerichtet werden, sei mit der Praxis im angelsächsischen Raum nicht zu vergleichen. Letztendlich müsse ja nach Ablauf einer bestimmten Frist die jeweilige Hochschule über Weiterführung und Finanzierung des Lehrstuhls entscheiden.
Kapital dient auch riskanten Investitionen
Mit dem fehlenden Stiftungskapital entgehen den heimischen Universitäten Renditen im Millionen-Euro-Bereich, wie sie etwa Yale Jahr für Jahr lukriert. Den amerikanischen Vorbildern folgend beginnen laut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" nun auch die britischen Eliteuniversitäten Cambridge und Oxford, ihr Kapital mit noch mehr Gewinnchancen als bisher zu investieren. Dabei weist der Trend weg von traditionellen Anlageformen immer mehr in Richtung hochprofitabler - dafür aber auch risikoreicherer - Hedge-Fonds.