Oppositionschefin bastelt weiter an Machtpakt mit dem Präsidenten. | Tauziehen um Kundgebung in Rawalpindi am Freitag. | NeuDelhi. In Pakistan kündigen Vertraute von Präsident Pervez Musharraf ein baldiges Ende des Notstands an. Oppositionsführerin Benazir Bhutto rührt weiter kräftig die Werbetrommel und versucht ihre Machtposition auszubauen.
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Es soll alles nicht von Dauer sein. In zwei bis drei Wochen will Musharraf den Ausnahmezustand aufheben, glaubt man Chaudhry Shujaat Hussain, einem engen Vertrauten des Generals und dem Chef der regierenden Pakistan Muslim League. Der Präsident sei sich der Folgen eines langen Ausnahmezustandes sehr bewusst, sagte er der pakistanischen Tageszeitung "Dawn". Es wäre einer der kürzesten Ausnahmezustände in der turbulenten Geschichte Pakistans.
Während die Regierung in Islamabad erste Rückzugsmanöver übt, richten sich alle Augen auf Oppositionspolitikerin Benazir Bhutto. Die Ex-Premierministerin berät sich in der Landeshauptstadt mit den Vorsitzenden anderer Parteien. Nach wie vor spricht alles dafür, dass sie weiter an einem Machtpakt mit dem General bastelt. Weil die Partei Musharrafs nur über wenig Rückhalt in der Bevölkerung verfügt, soll Bhuttos PPP für Wählerstimmen sorgen. Doch weil auch diese vielleicht nicht ausreichen, verhandelt Bhutto noch mit andere Parteien.
"Langer Marsch" von Lahore nach Islamabad
Die Politikerin versucht dabei geschickt, ihre Verhandlungsmasse zu erhöhen. So will sie am Freitag eine Kundgebung in Rawalpindi, nahe von Islamabad, abhalten. Der Termin der Veranstaltung stand allerdings schon fest, bevor der Notstand erklärt wurde. Der Bürgermeister der Garnisonsstadt will aber die Versammlung unter Berufung auf den Ausnahmezustand untersagen. Und für den 13. November hat Bhutto einen "langen Marsch" ihrer Anhänger von Lahore in die Hauptstadt angekündigt, sollte Musharraf nicht seinen Posten als Armeechef aufgeben.
Der General hat angekündigt, seine Uniform an den Nagel zu hängen, wenn er für eine weitere Amtszeit als Präsident vereidigt wird. Am 15. November endet sein jetziges Mandat, dann sollte eigentlich eine Übergangsregierung bis zu den Wahlen am 15. Januar das Land regieren. Ob dieser Zeitplan trotz des Notstandes noch steht, ist weiter unklar.
Bhutto könnte bereits in ein paar Tagen Interim-Premierministerin werden, und Musharraf Präsident ohne Uniform, spekulieren die Medien. "Es könnte der Deal ihres Lebens sein", schrieb die indische Hindustan Times. Am 18. Oktober war die Politikerin nach acht Jahren selbst gewähltem Exil wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Zuvor hatte ihr Musharraf zugesichert, dass die in Pakistan anhängigen Verfahren wegen Korruption in ihrer Amtszeit fallengelassen würden. Beide Amtszeiten von Bhutto als Premierministerin waren von Vorwürfen der persönlichen Bereicherung überschattet.
Verlässliche Verbündete des Westens
Auch sonst rührt Bhutto die Werbetrommel und präsentiert sich als verlässliche Verbündete des Westens. Wenn Musharraf seinen Posten als Armeechef nicht aufgebe, muss die internationale Gemeinschaft zwischen ihm und dem pakistanischen Volk entscheiden, sagte sie. Und sie erinnert auch daran, dass Pakistan ein Atommacht ist und malte Schreckensbilder von Kernwaffen in der Hand von islamistischen Terroristen an die Wand.