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Benedikts Pilgerweg begann mit deutlichen Aussagen

Von Heiner Boberski

Analysen

Der Papst mit den Spitzen des Staates, der Papst auf dem Platz, den schon 1782 Pius VI. besuchte, der Papst am Mahnmal für den Holocaust - Benedikt XVI. erledigte zunächst den Staatsbesuch und die wichtigen offiziellen Begegnungen. Das schlechte Wetter war in diesem Zusammenhang unangenehm, aber keine Katastrophe.


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Hält es freilich an, droht - bei aller Wetterfestigkeit der Gläubigen - dieser Papstbesuch, fast ein "Heimspiel" für den vielfach mit Österreich verbundenen Bayern, teilnehmermäßig ins Wasser zu fallen. Was dank der Medien nicht bedeuten muss, dass die Botschaften des Papstes nur eine kleine Minderheit erreichen. Wer wirklich wissen will, was der Gast aus Rom sagt, hat leicht Zugang zu allen Informationen.

Was der Papst bisher sagte, überraschte nicht. Bemerkenswert war, mit welcher Deutlichkeit und welchem Ernst, ohne unliebenswürdig zu wirken, Benedikt XVI. seine bekannten Positionen vertrat. Deutlich war sein Hinweis auf das "Geschenk des freien Sonntags". Deutlich war die Absage an den Antisemitismus - aus dem Mund des Wiener Erzbischofs, aus dem beredten Schweigen des Pontifex auf dem Judenplatz. Deutlich war der Hinweis auf die jüdischen Wurzeln des Christentums und auf die christlichen Wurzeln Europas. Und mehr als deutlich war sein Appell, Abtreibungen zu ächten.

Die Krise der österreichischen Kirche wurde in einer Weise angesprochen, als ob sie abgeschlossen sei - eine Meinung, die wohl nicht allgemein geteilt wird. Kardinal Christoph Schönborn erinnerte daran, dass die Kirche in Österreich "durch notvolle, schmerzliche Zeiten gegangen" sei, und bat mit biblischen Worten den Papst: "Petrus, stärke deine Brüder!" Benedikt dankte jenen, die der Kirche "treugeblieben sind".

Auf diese Kernschichten konzentriert sich auch diese Papstreise, die ein Pilgerweg zum Marienheiligtum Mariazell sein will. Man wolle "mit Maria auf Christus schauen", lautete dabei die Klarstellung, wer im Zentrum des christlichen Glaubens steht.