Hundstorfer will ÖVP für Sozialjahr mit ins Boot holen. | Rust. Bei der Klubklausur der SPÖ-Burgenland in Rust wurde am Dienstag auch über das freiwillige Sozialjahr diskutiert. Das Modell wurde dort von Sozialminister Rudolf Hundstorfer erneut präsentiert. Es sieht eine Entlohnung von 1300 Euro brutto vor. Mit Anreizen sollen genug Freiwillige (bis zu 6400 Personen) gefunden werden, gab sich Hundstorfer überzeugt.
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Den Vorwurf, bei den Zahlen zu seinem Modell getrickst zu haben, weist er zurück.
"Wiener Zeitung": Es gab zuletzt Zweifel an der Seriosität Ihrer Berechnungen zum Zivildienst-Ersatz. ÖVP-Vizekanzler Josef Pröll meinte, hier sei auf breiter Ebene getäuscht worden. Trifft Sie das? Rudolf Hundstorfer: Nein. Ich weiß, dass wir niemanden getäuscht haben. Wir haben nur Zahlen, die da sind, zusammengerechnet. Das Innenministerium hat objektive Zahlen und wir auch. Unterschiede kann es bei den Organisationen beim Verpflegsgeld, bei der Ausstattung oder der Ausrüstung geben. Dieses Zahlenspiel haben wir jetzt aufgearbeitet mit dem Innenressort.
Die Kritik aus den Ländern nimmt zu. Niederösterreichs ÖVP-Landesvize Wolfgang Sobotka meinte, der Wegfall des Zivildienstes wäre ein Kahlschlag für das Rettungswesen. 150.000 von 600.000 Krankentransporten in Niederösterreich könnten nicht mehr durchgeführt werden.
Das ist eine reine Showpartie. Auf das werde ich nicht einmal antworten.
Kritiker meinen, es würde bei der Rekrutierung der von Ihnen angedachten 6400 Personen hapern. Es würden sich nur Arbeitslose oder Job-Hopper für ein Jahr melden. Was halten Sie dem entgegen?
Das ist natürlich ein Argument, das man nicht wegwischen kann. Entscheidend ist die Frage, welche Benefits man nach einem sozialen Jahr für den weiteren beruflichen Lebensweg mitnehmen kann. Bis Ende März wollen wir dazu einen Katalog haben. Es könnte etwa die Möglichkeit geben, wenn man in der Altenbetreuung tätig ist, dass dann dafür in der Altenfachpflegeausbildung etwas angerechnet wird. Solche Schritte wollen wir entsprechend setzen und entwickeln.
Sie haben heute, Mittwoch, auch ein Gespräch mit Bundespräsident Heinz Fischer. Was ist das Thema?
Es geht darum, auch den Bundespräsidenten noch einmal umfassend über das von mir vorgelegte Modell zu informieren. Es war ein beiderseitiger Wunsch.
Zum Thema Wehrpflicht: Es gibt auch in der SPÖ jetzt kritische Stimmen über den Verlauf der Diskussion. Bröckelt der Rückhalt der SPÖ für Verteidigungsminister Norbert Darabos?
Es bröckelt nicht die Front. Es ist klar, dass es auch innerhalb der Sozialdemokratie Personen gibt, die halt gewisse Sachen kritischer sehen oder mehr diskutieren wollen darüber. Wobei auch diese Personen bei allen bis jetzt laufenden Diskussionen miteinbezogen waren. Und auch zu den Entscheidungen, die die Sozialdemokratie getroffen hat, welchen Weg sie weitergehen will, stehen.
Glauben Sie, dass es aufgrund der heftigen Reaktionen Ihres Koalitionspartners möglich sein wird, die ÖVP doch noch mit ins Boot zu holen?
Ja sicher. Ich bin überzeugt davon, dass das gelingen wird.