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Benjamin Netanjahu triumphiert über seinen Rivalen Ariel Sharon

Von Steve Weizman, AP

Politik

Tel Aviv - Es war die Nacht des Benjamin Netanjahu. Mit der ausdrücklichen Absage an einen künftigen palästinensischen Staat verhalf das Likud-Zentralkomitee dem Exministerpräsidenten zu einem klaren Sieg im innerparteilichen Machtkampf mit seinem Nachfolger Ariel Sharon. "Der Erbfolgekrieg zwischen Ariel Sharon und Benjamin Netanjahu ist gestern wie ein bedrohlicher Vulkan ausgebrochen", fasste die Zeitung "Haaretz" am Montag zusammen.


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Zwar hat das Zentralkomitee nicht die Befugnisse, Parteichef Sharon zu entmachten und an seiner Stelle den Hardliner Netanjahu als Ministerpräsidenten einzusetzen. Doch die überwältigende Zustimmung zu Netanjahus Antrag gegen einen palästinensischen Staat zeigt deutlich die Verschiebung der Sympathien zu Gunsten des Expremiers - zumal das Nein zum Staat Palästina gegen den ausdrücklichen Willen Sharons ertönte.

Seite an Seite saßen die Kontrahenten bei der Versammlung am Sonntagabend in Tel Aviv auf dem Podium. Miteinander sprachen sie nicht, dafür umso energischer übereinander. In seiner Rede griff Netanjahu die Politik Sharons an und warf ihm vor, die Sicherheit des Landes zu untergraben. Sharon wehrte sich mit beißender Schärfe gegen Politiker, die den Terror bekämpften, in dem sie Reden hielten.

Die Schwächung in seiner Partei könnte Sharon jedoch nach Ansicht von Beobachtern Pluspunkte bei der Bevölkerung einbringen. Die Israelis würden sich wohl stärker hinter Sharon stellen, erklärte Kommentator Hanan Crystal. Schließlich hat sich die Mehrheit der Bevölkerung in der Vergangenheit für einen künftigen palästinensischen Staat ausgesprochen.

Außenminister Shimon Peres betonte, die Likud-Entscheidung widerspreche "eklatant dem Willen der Nation". Seine Arbeitspartei werde die Regierung aber nicht verlassen, solange Sharon sich an die Koalitionsabsprachen und das Ziel von Land-gegen-Frieden-Verhandlungen mit den Palästinensern halte.

Um das Image Israels sorgte sich auch Likud-Minister Zipi Livni. Mit der Entscheidung habe Israel sich in eine schwierige Position gebracht, mahnte er.

Widerstand gegen einen solchen Staat hatte sich im Likud-Block schon lange geregt. Mit dem Einbringen der Resolution gegen einen eigenen Staat Palästina schien Netanjahu, der von 1996 bis 1999 Regierungschef war, nun die Stimmung für ein Comeback nutzen zu wollen.

Mit Sorge wird dies bei den Palästinensern beobachtet. Als "Zerstörung der Oslo-Vereinbarungen" verurteilte Präsident Yasser Arafat die Zustimmung des Zentralkomitees zu Netanjahus Antrag. Und Kabinettsminister Erekat fügte hinzu, die Likud-Entscheidung habe vieles entlarvt: Sie zeige, dass der Krieg Israels gegen die Palästinenser letztlich eben kein Krieg gegen den Terrorismus sei, wie die israelische Regierung behaupte. Vielmehr solle dieser Krieg dazu dienen, die israelische Besatzung im Westjordanland und im Gazastreifen aufrecht zu erhalten.